Gesundheit vs. Gemeinschaft

Von unserer Redakteurin Kim Kraft (04.12.2007)

Seit dem 01.09.2007 gilt nun auch bei uns in Hessen: Rauchen in Öffentlichen Gebäuden, Discotheken, Bars und Restaurants ist verboten. Viele Raucher stöhnen, doch die Nichtraucher atmen auf: saubere, qualmfreie Luft.

Neue Bekanntschaften schließt man nun vor den Türen der Discos

Die Auswahl an Bioprodukten steigt und die Anmeldungszahlen für Kurse in Fitnessstudios werden immer größer. Es scheint, als wäre das Gesundheitsbewusstsein vieler Menschen endlich gestiegen. Und auch dem ungesunden blauen Dunst sind sie jetzt nicht mehr unfreiwillig ausgesetzt.

Madeleine Kessler und Natalie Knig, beide selbst Raucher und in der Jahrgangsstufe 12, sind für das Gesetzt. „Es ist einfach viel bessere Luft in den Nichtraucher-Räumen der Diskotheken, und außerdem raucht man automatisch weniger, wenn man immer raus vor die Tür und in die Kälte muss.“ Medeallin Annesley, aus der Stufe 11 und Nichtraucherin meint: „Ich finde das Gesetz gut, weil es so einfach angenehmer ist. Und wenn jemand rauchen will, kann er auch raus gehen. Die verpesten sonst unsere Luft!“

 
Volle Aschenbecher in Kneipen waren einmal  

Das Bundesgesundheitsministerium geht davon aus, dass neben den gesundheitlichen Schäden, der volkswirtschaftliche Schaden, der durch die Raucher verursacht wird, bei knapp 40 Milliarden Euro liegt. Der Schaden kommt durch Arbeitausfall wegen Krankheit oder Tod, medizinische Versorgung und unbezahlte Arbeit zustande. Andererseits ist die Tabaksteuer (seit dem 18. Jahrhundert) eine wichtige Einnahmequelle des Staates. 2005 gaben die Deutschen 24 Milliarden Euro für Zigaretten, Zigarillos und Tabakschnitt aus und somit lagen die Einnamen aus der Tabaksteuer bei fast 14 Milliarden Euro. Somit ist verständlich, warum sich die Politik mit dem Nichtraucherschutz so schwer tut.

 
Das typische Raucher-Image  

Aber mal abgesehen von dem wirtschaftlichen Schaden, was hat das Rauchverbot für Auswirkungen auf unser Sozialleben? Einst galt Rauchen als ein positives Image. James Dean und Humphrey Bogart sah man kaum ohne Zigarette im Mund und dies half ihrem Image des verwegenen, coolen, lässigen und rebellischen Kinohelden der Fünfziger.

Und als die Gesellschaft sich änderte, änderte sich auch das Image der Zigarette. Es war eine schnelllebigere Zeit geworden und auch die Zigarette verkörperte dies. Wo man für eine Pfeife oder eine Zigarre zwanzig Minuten brauchte, war die Zigarette bereits nach sieben Minuten aufgeraucht. Und es rauchte auch nicht mehr nur die rebellische jüngere Generation, sondern auch die intellektuellen Kreise.

Ein weiterer sozialer Aspekt der Zigarette ist das Flirten. An einem Samstag Abend in der Diskothek: Sie steht an der Theke und wartet, dass er den ersten Schritt macht. Er steht direkt neben ihr doch weiß nicht, wie er sie ansprechen soll, da steckt sie sich eine Zigarette zwischen die Lippen und er zückt blitzschnell das Feuerzeug und gibt ihr Feuer. Sei es nur ein kurzes „Hast du mal Feuer?“ oder ein resultierendes Gespräch bei dem man sich näher kommt, man geht eine Beziehung mit dem anderen ein und signalisiert Sympathie.

 
Die Ansichten gehen auseinander  

Als erstes europäisches Land erließ Irland im März 2004 das Rauchverbot und auch dort war der Aufschrei anfangs groß. Doch mit der Zeit haben sich die Iren mit der Situation abgefunden und sogar einen neuen Trend, das „Smirting“ entwickelt. Das Wort, zusammengesetzt aus Smoking und Flirting, steht für das Treffen und Sich-Näher-Kennen-Lernen an den Aschenbechern auf der Straße oder in extra Räumen.

Mittlerweile halten 90% der Befragten einer aktuellen Meinungsumfrage des irischen Gesundheitsministeriums das Rauschverbot für eine gute Idee und von März 2004 bis Dezember 2005 sank die Zahl der Raucher kontinuierlich auf rund 24%.

Mit der Zeit werden also hoffentlich auch wir Deutschen einsehen, dass das Rauchverbot nicht nur gut für unsere Gesundheit und die der anderen ist, sondern sich auch positiv auf unseren Geldbeutel auswirken kann.