GEW nach US-Attacken: Politische Bildung an den Schulen verstärken

(22.09.2001 15:57)

Frankfurt/Main (dpa) – Die Gewerkschaft Erziehung undWissenschaft (GEW) hat als Reaktion auf die Terroranschläge in den USA mehr politische Bildung an den Schulen gefordert. Die politische Erziehung habe in den vergangenen Jahren immer mehr ein Schattendasein geführt, sagte die Schulexpertin der GEW, Marianne Demmer, am Montag der dpa. Die Anschlagserie müsse zum Anlass genommen werden, die politische Bildung wieder zu verstärken.
In der gegenwärtigen Situation müssten vor allem zwei Themenkomplexe im Vordergrund stehen: Zum einen müssten sich die jungen Menschen mit der Frage beschäftigen können, «wie entsteht Terrorismus und welche Auswirkungen hat er». Zum anderen müsste der Unterricht verhindern, dass alle ausländisch aussehenden Menschen als «schlafende Terroristen» betrachteten würden. In den Schulen müsse der Grundstein gelegt werden zu einer «wirklich gleichberechtigten Teilhabe» aller an der Gesellschaft.
Bevor diese Forderung umgesetzt werden könne, seien die Lehrer gefordert, den Kindern individuell Hilfestellung zu geben. Dabei gebe es allerdings keine Patentrezepte. Demmer empfiehlt Pädagogen, «eine gemeinsame Aussprache zuzulassen, das Diskussionsbedürfnis nicht abzuwürgen». Dabei dürfe es allerdings nicht bleiben, es sei sehr wichtig, dass die Situation auch Anlass für Aufklärung werde. Die Kinder seien «hochgradig betroffen», trügen das Thema von selbst in den Unterricht hinein. Dies könne jedoch nur gelingen, wenn auch Politik und Medien keine Schwarz-Weiß-Malerei betrieben.
Die GEW-Vorsitzende Eva-Maria Stange forderte ebenfalls, «die weltweiten Konflikte sowie die Ursachen und die Folgen von Gewalt und Terror» zum Thema in den Bildungseinrichtungen zu machen. Sie zeigte sich «entsetzt und ohnmächtig» über die Ereignisse. Sie sei besorgt, «dass der terroristischen Gewalt in New York und Washington eine Serie von Gegengewalt mit möglichen kriegerischen Konflikten» folgen könnte. Zweifelsohne müssten die Schuldigen gesucht, gefasst und verurteilt werden. Dennoch gebe es kein Recht, ganze Völker oder Regionen anzuklagen oder gar mit Krieg zu überziehen.