Gibt’s die Pizza auch Gluten-frei?

von unserer Redakteurin Marie Thiede (08.10.2009)

Eine italienische Speisekarte enthält zu 95% Speisen, in denen Gluten vorkommt. Wahrscheinlich wissen auch ebenso 95% der Speisenden überhaupt nicht was Gluten ist. Doch wenn ein Mädchen im Alter von 16 Jahren plötzlich gesagt bekommt, dass es an einer Glutenunverträglichkeit leidet, auch Zöliakie genannt, fällt für sie die Menüauswahl wohl eher mager aus!

Brot, Nudeln, Kekse, Bier, Kuchen, Schokolade – alles enthält Gluten. Gluten ist ein Eiweiß, das eine Art Klebstofffunktion in vielen Getreidesorten und Nährstoffen erfüllt, z.B in Weizen, Roggen, Gerste, Dinkel, Hafer und vielen anderen. Jemand, der an Zöliakie leidet, hat eine Erkrankung des Dünndarms, die durch Gluten ausgelöst wird. Die Krankheit wird auch als Gluteinunverträglichkeit bezeichnet. 

 

Dieses Symbol ist auf Lebensmittelverpackungen zu finden,

die kein Gluten enthalten

 

Jannika (Name der Redaktion bekannt) ist 16 und isst für ihr Leben gerne Pizza. Auch Nudeln, Kekse, Schokolade und andere Leckereien, die für sie jetzt erstmal tabu sind, stehen mit ganz oben auf ihrem Speiseplan. „Nie im Leben kann ich von heute auf morgen diese ganzen Produkte aus meinem Kopf streichen! Alles, was lecker ist, enthält dieses Gluten.“ Die 16-jährige hat noch keine hundertprozentige Sicherheit, dass sie wirklich an der Krankheit leidet. Allerdings besteht seit mehreren Wochen ein starker Verdacht, da sie an für Zöliakie typischen Symptomen leidet. Hierzu zählen z.B. Bauchschmerzen, Gewichtsverlust, Darmkrämpfe, Übelkeit, Appetitlosigkeit und chronische Diarrhö.

So lange keine Testergebnisse da sind, muss sie sich wie ein Zöliakie-Kranker ernähren. „Ich konnte mir am Anfang gar nicht vorstellen Nudeln und Brot nicht mehr essen zu können, das sind doch Grundnahrungsmittel. Dann habe ich erfahren, dass es alle Produkte auch Glutenfrei gibt. Da habe ich mich schon gefreut, allerdings zu früh: Lecker kann man das wirklich nicht nennen!“

Und auch wenn es Supermärkte gibt, die extra Produkte für Zöliakie-Kranke verkaufen – es wird sich wohl nicht als gerade einfach herausstellen, eine Pizzeria zu finden, die glutenfreie Pizzen, Nudeln und Ciabattabrote im Sortiment hat.

Auch Philipp R. (Name der Redaktion bekannt) hat vor einigen Jahren ein positives Testergebnis für Zöliakie erhalten. „Damals war es sehr, sehr schwer für mich. Ich war gerade 13 Jahre alt und wollte es einfach nicht akzeptieren, dass ich meine Ernährung um 180 Grad umstellen sollte. Ich war sauer auf meine Eltern, dass sie mir mein Lieblingsessen nicht mehr kochten und habe dann heimlich oft Pizza gegessen. Dadurch wurden die Schmerzen natürlich schlimm und die Symptome stärker.“ Mittlerweile hat der heute 20-jährige Philipp gelernt mit der Krankheit umzugehen: „Die ersten Jahre waren sehr schwer, besonders für meine Eltern. Die ganze Familie hat sich meiner Krankheit angepasst und meine Mutter hat nur noch Gluten-frei gekocht. So kam ich mir nicht mehr vor wie ein Kranker, sondern konnte alles essen, was auch meine Familie gegessen hat; es war also normal.“ 

Wenn man einmal die positive Diagnose für Zöliakie erhalten hat, gibt es auch erstmal keine Chance für eine Heilung. Die einzige Therapie gegen diese Krankheit ist eine strikte Diät, die lebenslänglich eingehalten werden muss. Wenn wirklich vollständig auf Gluten-haltige Lebensmittel verzichtet wird, bilden sich die Symptome nach einiger Zeit zurück.

„Vielleicht können sich das viele Leute nicht vorstellen, aber meiner Meinung nach gewöhnt man sich mit der Zeit an alles. Nach diesen ganzen Jahren kann ich fast sagen, dass ich keine Probleme mehr mit der Krankheit habe. Eine Ausnahme ist immernoch das öffentliche Essengehen, da ich als Zöliakie-Kranker doch noch sehr eingeschränkt bin und kaum eine Auswahl habe, oder sogar gar keine. Erst da werde ich immer daran erinnert, dass es doch nicht so normal ist, an dieser Krankheit zu leiden“, sagt Philipp R.