Hartzen: Das Jugendwort des Jahres?

von unserer Redakteurin Jessy Franke (11.02.2010)

Bereits zum zweiten Mal rief der Langenscheidt Verlag in Kooperation mit der Jugendzeitschrift SPIESSER und MySpace zur Wahl des deutschen Jugendwortes auf.

Als Jugendwörter werden diejenigen Wörter bezeichnet, die speziell von Jugendlichen ihrer eigentlichen Bedeutung zweckentfremdet werden, um eine neue Bedeutung zu erlangen. Für Personen, die nicht mit diesen Wörtern vertraut sind, erscheinen die aktuellsten Jugendwörter unverstädnlich und sinnfrei. 

Laut der Jugendumfrage ist das Jugendwort 2009 „hartzen“. Es wurde vom Begriff Hartz IV abgeleitet und bedeutet nun soviel wie „rumhängen“. Auf den Plätzen 2-5 befinden sich die Wörter :

2. bam

3. Bankster (eine Mischung aus Banker und Gangster)

4. Rudelgucken (als Ersatz für das makabere „Public Viewing“)

5. Pisaopfer (Jugendlicher ohne abgeschlossene Schulbildung)

 

 Das bekannte

Jugendwörterbuch

von Langenscheidt.

 

Das Jugendliche heutzutage also neue und andere Wörter im Alltag benutzen ist bekannt. Mit seinem Jugendlexikon „Hä? – Jugendsprache unplugged“ will Langenscheidt bereits Profit aus den neu erdachten Jugendwörtern machen.

Zunächst interessierte dieses Buch auch viele neugierige Kunden, aber immer mehr sprach sich herum, dass kein Jugendlicher zum Beispiel Wörter wie „Assitoaster“ als Synonym für das Wort Solarium benutzen würde. „Ich habe mir damals auch das Wörterbuch gekauft, aber nachdem ich ein paar mal reingeschaut hatte, habe ich gemerkt, dass wir Jugendlichen fast keines der Wörter benutzen würden“, sagt auch Merle Müller, Schülerin der Jahrgangsstufe 11 dazu.

Die Frage ist nun also, ob Jugendliche die neuen Wörter wirklich im Alltag benutzen, oder ob Langenscheidt willkürlich Wörter zum Sieger erklärt hat.

Bei einer Umfrage habe ich andere Jugendliche nach ihrer Meinung zu den Jugendwörtern und ihren speziellen eigenen Jugendwörtern befragt.

„Ich finde nicht, dass ‚hartzen‘ oder eines der anderen Wörter das Jugendwort 2009 sein sollte. Bis jetzt habe ich noch nicht einmal alle der Wörter einmal gehört“, erläutert Elisabeth Kudela, Schülerin der jahrgangsstufe 11 ihren Standpunkt.

Der Großteil der Befragten äußerte sich mit Unverständnis zur Jugendwort-Liste von Langenscheidt. Allerdings sind ihre eigenen Jugendwörter umso unterschiedlicher, es gibt sehr viele verschiedene neue Wörter. Schließlich schafft es das Wort „bullen“ auf den neuen Platz 1 unserer Umfrage. Dieses wird häufig in Komposita gebraucht, um die Wirkung noch zu verstärken, so zum Beispiel bei „bullengeil“.

„Hartzen“ schaffte es auf Platz 3, was laut der Jugendumfrage einen besseren Platz erreichen hätte sollen.

Die durch die Jugendlichen in unserem Umfeld erarbeitete Jugendwortliste sieht also wie folgt aus:

1. bullen

2. null

3. hartzen

4. ranzig

Ob Langenscheidt nur Jugendliche aus bestimmten Regionen und Schichten befragt hat und dadurch zu anderen Ergebnissen kam, oder ob tatsächlich Eigenkreationen vermarktet werden, kann hier nicht mit Sicherheit gesagt werden. Tatsächlich aber konnten viele der von uns befragten Jugendlichen die angeblichen Jugendwörter noch nicht einmal erklären.