IT-Standort Deutschland

Von der CHIP-Redaktion (Pressemitteilung bei presseportal.de) (13.03.2005 18:36)

Das Computermagazin CHIP stellte auf der CeBIT in Hannover die provokative Frage „Ist ‚Made in Germany‘ ein Auslaufmodell?“ Immer mehr Hightech-Unternehmen verabschiedeten sich vom Standort Deutschland. Aus deutschen Forschungslabors kommen zwar Innovationen wie MP3, Geräte werden aber überwiegend in anderen Ländern hergestellt.

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Von Auslagerung, Offshoring und Outsourcing war viel die Rede imCHIP-Forum, doch sahen die Experten in der von CHIP-Chefredakteur Thomas Pyczak auf der CeBIT moderierten Diskussionsrunde durchaus noch Chancen für den Standort Deutschland. „Wir müssen unsere Stärken stärken und neue Spitzenkompetenzen erwerben“, sagte Prof. Dr.-Ing. Dieter Spath, Leiter des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) und des Instituts für Arbeitswissenschaft und Technologie-Management der Universität Stuttgart. Nach Fehlern in der Vergangenheit, die dazu geführt haben, dass in Deutschland kaum noch
Hardware hergestellt werde, eröffnen jetzt neue Technologien und vor allem die Verknüpfung von IT und anderen Bereichen wie etwa Bio- oder Nanotechnologie einen Neuanfang. International könne so die Arbeitsteiligkeit neu aufgestellt werden, wenn Deutschland hier frühzeitig einsteige.

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Dafür ist es nach Ansicht des Münchner Wirtschaftsprofessors Dr. Dr. h.c. mult. Horst Wildemann höchste Zeit. Nach seinen Informationen will die IT-Industrie in den nächsten fünf Jahren die Zahl der ausgelagerten Arbeitsplätze verdreifachen. Man müsse sich überlegen, so Wildemann, wie Anreize geschaffen werden könnten, die Unternehmen im Lande zu halten.

Eher gelassen sieht ein Gewerkschafter die Situation. Dieter Scheitor, Vorstandsmitglied und Teamleiter Informationstechnologien (IT) bei der Gewerkschaft IG Metall, erwartet trotz Auslagerungen auch positive Effekte, die auf den deutschen Markt zurückwirken.
Wichtig sind für ihn so genannte Cluster, zu denen beispielsweise auch Zulieferer gehören. Doch in der Softwarebranche liegen die Voraussetzung mitunter etwas anders: Über

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Die Bedeutung von Wissenschaft und Forschung für den Standort Deutschland betonte Hannes Schwaderer, Geschäftsführer der Intel GmbH. In Technologien wie RFID oder der Gesundheitskarte sei Deutschland weltweit führend. Intel betreibt in Deutschland ein
Entwicklungszentrum für optische Kommunikation, in dem an Technologien für die nächsten zehn Jahre geforscht wird. Nach Schwaderers Einschätzung ist der Ruf Deutschlands im Ausland viel besser, als das im eigenen Land wahrgenommen werde. Er plädierte auf
dem CHIP-Forum für ein gemeinsames Vorgehen von Wissenschaft, Industrie und Politik. Hemmnisse wie etwa die pauschale Urheberrechtsabgabe für IT-Geräte dürfe die Politik dabei nicht aufbauen.

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Professor Wildemann sieht die Unternehmer als klare Gewinner der Globalisierung. Zuwächse im Dienstleistungsbereich könnten den Rückgang bei der Hardware nicht auffangen. Wo „Made in Germany“ drauf stehe, sei oft nicht mehr „Made in Germany“ drin. Mitunter liegt das auch an mangelnder Risikobereitschaft der Deutschen. Intel etwa
bleibt auf Geldern sitzen, die als Venture Capital für Deutschland gedacht waren, doch trauen sich Entwickler nicht, aus ihren Erfindungen marktreife Produkte zu machen. „Wer an alles nur mit der deutschen Brille herangeht, ist schlecht beraten“, mahnte Professor
Spath. Mit einer internationalen Ausrichtung sehe manches positiver aus. Während der Fraunhofer-Wissenschaftler die Verknüpfung von IT und Zukunftstechnologien anvisiert, sieht der Gewerkschafter Scheitor schon heute gute Kombinationen in Form von IT in klassischen
Wirtschaftsbereichen wie etwa dem Automobilbau.
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