Jetzt wird entarnt!

Von unserer Redakteurin Gianna Dalfuß (07.12.2009)

Günter Wallraff ist ein Enthüllungsjournalist, der sich in der Vergangenheit immer wieder in große Unternehmen eingeschlichen hat, um Missstände aufzudecken. Er arbeitete schon als Hans Esser bei der BILD, als Türke Ali unter anderem bei McDonalds und Thyssen und als Agent im Callcenter. Nun präsentiert er uns seinen neuen Film „Schwarz auf Weiß – Eine Reise durch Deutschland“. Seine neue Rolle: Kwami Ogonno, Afrikaner aus Sumalia.

 „Die lebende Überwachungskamera der Nation“

(Süddeutsche Zeitung)

Mit viel Schminke, einer Perücke und anderer Kleidung verwandelt Günter Wallraff sich in einen Afrikaner und reist mit seinem Kamerateam 14 Monate quer durch Deutschland. Es wird an 120 Drehorten recherchiert und das Team hat am Ende 600 Stunden Material.

Im Oktober wurde enttarnt: Der Film erschien in den deutschen Kinos. Auf seiner Reise bekommt Wallraff immer wieder Fremdenfeindlichkeit zu spüren und scheitert schon an der Wohnungssuche. Er trifft sich als Kwami Ogonno mit einer Vermieterin, die ihn zunächst freundlich begrüßt und auch die weitere Besichtigung verläuft scheinbar problemlos. Kwami Ogonno verabschiedet sich und direkt danach geben sich zwei weiße Kollegen als potenzielle Mieter aus. Die Vermieterin berichtet ihnen entsetzt von ihrer Begegnung mit dem schwarzen Herrn Ogonno und meint, dass „so einer“ nicht in die Hausgemeinschaft passen würde, aber man könne ja am Telefon nicht sehen, was das für eine Person auf der anderen Seite der Leitung sei.

Erschreckende Szenen, die einem kaum aus dem Kopf gehen aber leider keine Seltenheit sind. Doch es scheint als wären sich viele gar nicht im klaren darüber, dass Diskriminierung von Schwarzen in Deutschland existiert. Die meisten Schüler denken, es gäbe diese Fremdenfeindlichkeit nur wenig oder auch gar nicht und keiner der von uns Befragten hat bisher eine Situation erlebt, in der ein Schwarzer bewusst diskriminiert wurde. „Es sind meist nur scherzhafte Bemerkungen“ , sagt Babak Aghahassani aus der Jahrgangstufe 12, der selbst Ausländer ist.

Günter Wallraff erlebte auf seiner Reise jedoch nicht nur negative Situationen. Als er mit einem afrikanischen Freund eine Straßenbaufirma im Osten besucht, treten ihnen sowohl Mitarbeiter als auch Chef freundlich und offen entgegen. Eine Situation, die die beiden Ermittler so überrascht, dass sie freudestrahlend und hoffnungsvoll die Firma verlassen.

Sich selbst maskieren, um andere zu demaskieren, das ist es, was Günter Wallraff seit Jahren macht. Und es scheint zu funktionieren. Zwar erkannten einige Schüler seine Maskerade, als sie das Bild von Wallraff in seiner Rolle als Kwami Ogonno sahen, doch viele hielten ihn auch für einen echten Afrikaner. Ludolf Dührsen (Jahrgangstufe 12) meint: „Die Methoden von Günter Wallraff sind zwar krass aber gut und notwendig“. Leider bieten seine damit verbundenen Enthüllungen meist eine bittere Erkenntnis für die Öffentlichkeit.