Lehrer sollen regelmäßig überprüft werden

(01.10.2004 17:23)

Das Vorhaben der Hamburger Bildungsbehörde, vom kommenden Schuljahr an Lehrer der Hansestadt regelmäßig zu prüfen und zu beurteilen, ist bei Parteien und Gewerkschaft einhellig auf Zustimmung gestoßen. „Eine Beurteilung der Mitarbeiter ist in jedem Betrieb selbstverständlich – und sollte es auch in der Schule sein“, sagte die Vorsitzende der GAL-Bürgerschaftsfraktion, Christa Goetsch, am Montag. Die stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Britta Ernst forderte „auch im Bildungssektor mehr Qualitätskontrolle“.

Die Behörde plant vom Sommer 2005 an einen so genannten Lehrer-TÜV. Danach sollen die Pädagogen alle vier Jahre überprüft werden und anschließend vom Schuldirektor eine Beurteilung bekommen. Die Schüler werden allerdings ihre Lehrer zunächst nicht benoten dürfen. Grundlage für das Beurteilungsmodell, das derzeit in der Schulbehörde erarbeitet wird, ist ein Bewertungssystem, nach dem Hamburgs Beamte seit diesem September eingeschätzt werden. Kriterien der Lehrerbeurteilung werden unter anderem Engagement, methodische Kenntnisse, fachliche Kompetenz und Teamfähigkeit sein.

Nach den Worten von Schulsenatorin Alexandra Dinges-Dierig heißt verstärkte Qualitätssicherung und Standardentwicklung für Schule auch, den Unterricht der Lehrerschaft unter diese Prämissen zu stellen. „Deshalb nutzen wir die Erneuerung des Beurteilungswesens für alle Hamburger Beamten und Angestellten, um künftig auch die Leistungen der Lehrerschaft differenzierter zu erfassen.“ Schulleitungen könnten „punktgenauer gute Leistungen erkennen und herausstellen oder auch helfen, schwächere Leistungen mit Gesprächen und Fortbildungsempfehlungen zu verbessern“.

Die SPD-Bildungsexpertin Britta Ernst forderte allerdings, dass eine Überprüfung von Lehrern nach „den jüngsten OECD-Erhebungen ganz oben auf der Tagesordnung stehen“ müsse. Zudem müssten die Kontrollen „externe Fachleute vornehmen und nicht etwa Leute aus der Behörde“. Christa Goetsch forderte, in die Bewertung der Lehrer die Schüler und deren Eltern einzubeziehen. Sie sollten regelmäßig nach ihrer Meinung zum Unterricht gefragt werden, so wie es in anderen Ländern bereits üblich sei. „So kann jeder Lehrer den Unterricht ständig überprüfen und verbessern.“

Oliver Schirg vom 28. September 2004, Die Welt, Hamburg