Ohne Technik geht nix

(13.11.2004 15:49)

Der Deutsche Philologenverband schlägt angesichts der aktuellen Entwicklungen im mathematischnaturwissenschaftlichen Bildungsbereich Alarm. „Wenn es so weiter geht wie bisher, werden wir in Deutschland nicht einmal mehr unsere eigenen Maschinen bedienen können, geschweige denn neue erfinden“, sagte der stellvertretende Bundesvorsitzende Horst Günther Klitzing in Berlin.

Er verweist dazu vor allem auf die bekannten und zunehmenden Defizite im mathematisch-naturwissenschaftlichen Unterricht: Die Praxis zeige, dass das Wahlverhalten der Schülerschaft insgesamt, vor allem aber das der Schülerinnen, in der gymnasialen Oberstufe an den Naturwissenschaften vorbei führte. Die Ausnahme bilde das Fach Biologie, welches, begünstigt durch die bestehenden Bestimmungen, die Funktion eines Alibis übernimmt. „Von naturwissenschaftlicher Allgemeinbildung kann deshalb schon längst keine Rede mehr sein“, so Klitzing.

Die Lehrpläne seien noch immer theorielastig, enthielten neuere naturwissenschaftliche Erkenntnisse und deren praktische Nutzung nur peripher und sähen verbindliche Praktikumsanteile kaum vor. Außerdem bedaure er sehr, dass diese Elemente für die Beurteilung der gesamten Lernleistung nicht ausreichend Beachtung finden würden.

Eine schöne Utopie bleibe wohl auch die Ausstattung der Gymnasien mit ausreichend großen Arbeitsräumen, angepasst an die tatsächliche Schülerzahl, den Lehrplänen entsprechenden Geräten, Materialien, sowie auch fachkundigem Hilfspersonal zur Betreuung und Pflege der Sammlungen.

Unbefriedigend sei weiterhin, auch gerade nach den Ergebnissen bei TIMSS, die fachdidaktische und -methodische Kompetenz künftiger Lehrkräfte im Hinblick auf die Einbeziehung moderner Themen und angemessener Methoden in die theoretische wie (schüler-) experimentelle Vermittlung. Nach wie vor ständen verpflichtende
fachdidaktische Ausbildungsanteile in der universitären Lehrerausbildung allenfalls auf dem Papier, würden aber nur von Fachwissenschaftlern angeboten. Und auch Lehrerfortbildungsangebote würden diesem Anspruch nur zu selten gerecht oder fehlten ganz in den Angeboten der zuständigen Landesinstitute.

Der Deutsche Philologenverband fordert zur Verbesserung der Situation: durchgehend mehr naturwissenschaftlichen Unterricht mit Technikanteilen sowie verbindliche, in die Leistungsbewertung als Versetzungsbedingungen einbezogene Praktikumsanteile in allen naturwissenschaftlichen Fächern. Weiterhin müsse es eine verpflichtende Belegung zweier naturwissenschaftlich- technischer Fächer bis zum Abitur geben, um dann in einem Fach davon eine Pflichtprüfung im Abitur abzulegen. (…)

Klitzing abschließend: „Es gibt dringenden Handlungsbedarf. Denn
nur so kann vermieden werden, dass sich Deutschland demnächst in der
technologischen Drittklassigkeit wieder finden wird“.

Berlin, 10. November 2004