(02.06.2001 14:14)
Bei Petra Strippel hat es sofort «Klick» gemacht: Kaum hatte die 34-jährige Marketing-Fachfrau aus Düsseldorf im vergangenen Juli ihre persönlichen Daten bei der Online-Vermittlung «single.de» hinterlegt, landete schon die erste E-Mail des gleichaltrigen Cato Ferrier in ihrem Briefkasten.
Köln (dpa) – Bei Petra Strippel hat es sofort «Klick» gemacht: Kaum hatte die 34-jährige Marketing-Fachfrau aus Düsseldorf im vergangenen Juli ihre persönlichen Daten bei der Online-Vermittlung «single.de» hinterlegt, landete schon die erste E-Mail des gleichaltrigen Cato Ferrier in ihrem Briefkasten.
Drei Tage später traf sie den Zahnarzt zum ersten Rendezvous, nach neun Monaten heiratete das Paar. «Das war buchstäblich Liebe auf den ersten Klick», strahlte die Braut auf dem Standesamt in Bad Honnef.
Nach einer repräsentativen Studie des Emnid-Instituts vom vergangenen Januar erleben die professionell betriebenen Flirtseiten im Internet einen Boom. Danach nutzen bereits knapp neun Millionen Deutsche die fast ausschließlich unentgeltlichen Online-Dating- Angebote. Bereits jeder zweite Deutsche halte das Internet für geeignet zur Kontaktaufnahme – damit liegt der virtuelle Flirt inzwischen auf Rang 3 hinter den «Kennenlern-Klassikern» Disco (58 Prozent) und Arbeitsplatz (54,1 Prozent). Auf Kontaktanzeigen in Zeitungen oder Zeitschriften vertrauen dagegen nur noch gut 17 Prozent.
«Im Netz kann man anonym bleiben, solange man will und ist zeitlich und örtlich ungebunden», sagt die Sprecherin des Berliner Anbieters «flirtmaschine.de», Sylvia Stanulla. Geschützt durch einen Fantasienamen gehen viele Kunden mit mehr Selbstvertrauen in den Flirt. Laut Emnid-Studie sehen mehr als die Hälfte der Befragten im Internet-Flirt ein weiteres entscheidendes Plus: Das Aussehen spielt zunächst keine Rolle.
Die Anonymität im Netz ist aus Sicht der Nutzer aber nicht nur positiv. «Ich habe oft die Erfahrung gemacht, dass die selben Frauen unter verschiedenen Namen zwei bis drei Mal im Netz stehen», sagt der 32-jährige Kieler Ingo Bemmann. «Die wollen nur ihre Aktien testen, ohne ernsthaft an einem Kontakt interessiert zu sein.» Ein zusätzliches Problem sei der hohe Männerüberschuss auf den meisten Flirtseiten. «Eine Bekannte, die das ausprobiert hat, wurde jeden Tag mit E-Mails wahllos zugemüllt.» Einige Sicherheit gegen derartige Belästigung bietet die Website «dating-cafe.de». Dort muss jeder Nutzer eine Kopie seines Personalausweises abgeben, bevor die Seite frei geschaltet wird.
Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen hat dennoch große Bedenken: «Ich kann niemandem raten, derart persönliche Daten über das Internet speichern zu lassen», sagt Kerstin Reschke, Juristin des Vereins. «Dafür ist der Adressenhandel ein viel zu lukratives Geschäft.» Letztlich könne man nie sicher sein, ob die Angaben nicht irgendwann doch auf einer Datenbank landen.
Während die Nutzer bei den meisten Anbietern selbstständig ein so genanntes Profil mit den persönlichen Daten ausfüllen müssen, hilft bei der «flirtmaschine» unter dem Motto «Ich verliebe Dich» ein Liebes-Agent namens «Cyb». Das geschlechtslose Wesen fragt die Kandidaten gezielt nach Vorlieben und Abneigungen und speichert die Antworten. Gibt es zwischen zweien der insgesamt über 200 000 Flirter eine hohe Übereinstimmung, schickt der «Cyb» nach dem Motto «Gleich und Gleich gesellt sich gern» den beiden eine E-Mail. Ein System, dass selbst bei Pressesprecherin Stanulla funktioniert hat: «Ich habe durch unser Netz vor wenigen Wochen meinen Freund gefunden», sagt die 36-jährige PR-Frau.