Rhetorik? Die Methodentage klärten auf!

von unserem Redakteur Paul Bröker (30.01.2011)

„Wer braucht denn schon Rhetorik?“, fragen sich die Schüler, denn im Unterricht ist diese „Lehre von der Rede“ selten alleiniges Thema. Spätestens wenn dann mal wieder eine Präsentation ansteht, sollte der Sinn hinter gutem Sprechen jedoch deutlich werden. Zeit, dies zu üben, bleibt komischerweise wenig. Die Methodentage in der E-Phase boten eine der wenigen Gelegenheiten.

Rhetorik im Beruf (helpster.de)

Frau Voß-Schäfer kommt in den Raum, „jetzt geht’s schon wieder los“, sie geht in gemächlichem Tempo die Anwesenheitsliste durch, „zum Einschlafen“, währenddessen zücken einige Schüler schon ihre Handys, um sich abzulenken von den „nichtsbringenden“ Methoden. „Ich hab keine Lust mehr“, geistert es in den Köpfen der Mehrheit der Schüler herum. Längst sind noch nicht alle Klassenkameraden anwesend, womöglich abgeschreckt vom ersten (Methoden-)Tag, womöglich ermutigt durch den um fünf Minuten verschobenen Schulbeginn. Frau Voß-Schäfer sucht und findet eine Steckdose für den CD-Player, der gleich darauf als Hilfslehrer agieren soll. „Das kann er also auch“, denkt sich ein Schüler in der ersten Reihe, als Frau Voß-Schäfer eine Kassette aus ihrer Ledertasche zieht und diese – technisch versiert – sofort zum Laufen bringt.

 

Was stimmt rechts wohl nicht? Na klar –

die Körperhaltung! (rhetorik-netz.de)

 

Musik ertönt, die den Schülern übereinstimmend nicht mehr zeitgemäß erscheint, und schon geht es los. Mehr ent- denn gespannt lauschen die Schülerohren den Lektionen, diese werden von professionellen Sprechern vorgetragen. In Frau Voß-Schäfers Gesicht scheint sich Zufriedenheit breitzumachen, die gleich darauf von zu spät gekommenen Schülern zunichte gemacht wird. „Ich hab die Bahn verpasst“, lautet die kurze Erklärung der Schülerin, die sich noch wegen eines Sitzplatzes umsieht. Die „Verspäteten“ werden angehalten, doch ihre Schreibsachen herauszuholen, um den Inhalt der 30-minütigen Kassettenseite zu notieren.

Die Sprecher berichten von den Ursprüngen der Rhetorik, im antiken Griechenland als „freie Rede“ in der Demokratie. Schon gilt es zu notieren, worauf es für die Schüler auch heute noch ankommt. Kürze, Prägnanz und Anschaulichkeit sind die Stichworte, gefolgt von Informationsgehalt gepaart mit Unterhaltsamkeit. Lange Satzkonstruktionen seien zu vermeiden. Auch wenn es allmählich doch interessant zu werden scheint, scherzt eine Schülerin: „Wenn ich nichts sage, mache ich wohl nix falsch!“ Hauptsätze sind zu bevorzugen, lernen die anwesenden Schüler.

Rhetorik – die Feuerwaffe der Politik

 

Weiter geht es mit Instruktionen, die die Aussprache-Technik betreffen. Die Sprecherin empfiehlt, beim Ausatmen zu sprechen, das ca. 8-10 Sekunden dauern sollte. Beim propagierten „Bogensatz“ hebt sich die Stimme in der Mitte und senkt sich am Ende des Satzes. Pausen seien genauso wichtig wie das eigentliche Sprechen. Frau Voß-Schäfer schmunzelt – daran muss auch sie wahrscheinlich noch arbeiten.

Im letzten Teil der Kassettenseite wird den Schülern geraten, die Körpersprache, sprich Gestik, und das äußere Erscheinungsbild nicht zu vernachlässigen, denn auch dieser Faktor gestaltet die Rede.

Abschließend hören sich die Schüler die berüchtigte „Sportpalastrede“ von Nazi-Propagandaminister Joseph Goebbels an, in der er zum „totalen Krieg“ aufruft. Hierbei wird auch dem letzten Schüler erkenntlich, in welchem Ausmaße die Mittel der Rhetorik Reden „befeuern“ und im schlimmsten Fall für grausame Absichten missbraucht werden können.