Schleichwerbung

(09.06.2005 19:00)

Trotz des jüngst aufgedeckten Skandals um teuer erkaufte Schleichwerbung in der ARD-Serie „Marienhof“ wird die Platzierung von Produkten in Film und Fernsehen nach Ansicht von Experten weiter zunehmen. Der klassische Werbespot gerate aufgrund technischer Neuerungen zunehmend in Bedrängnis, sagte der Gründer der Fachagentur für Product Placement „Arrangement Group GmbH“, Manfred Auer, der Nachrichtenagentur ddp in Alfter bei Bonn. Der 45-Jährige lehrt unter anderem auch an der Bayerischen Akademie für Werbung und Marketing in München.

Auge sei wachsam

Neue digitale Geräte ermöglichten es den Zuschauern, ihre Lieblingssendung ohne störende Werbeblöcke aufzuzeichnen oder einige Minuten zeitversetzt anzuschauen, erklärte Auer. Zudem bezöge gerade die jüngere Zielgruppe ihre Filme und Serien zunehmend aus dem Internet. Die Werbeindustrie in Nordamerika habe erste Auswirkungen bereits zu spüren bekommen. Der Aufschwung für das Product Placement hänge definitiv mit dieser Entwicklung zusammen, betonte der Marketingexperte.

Diese Werbung ist eigentlich schon antiquiert

Auer prognostizierte zudem eine weitere Verfeinerung der Werbemethoden. Diese würden immer trickreicher und versteckter in das Programm integriert, sagte Auer. Während heutige Schleichwerbung schnell erkannt werde, seien beim so genannten „Programming“ nur noch Insider in der Lage, die Werbung als solche zu enttarnen. Als Beispiel nannte er eine Sendung, in der beispielsweise durch häufiges Einblenden eines Schlosses und einer Badelandschaft für ein bestimmtes Urlaubsgebiet geworben wird.

Nach Medienberichten war in den ARD-Soaps „Marienhof“ und „In aller Freundschaft“ über Agenturen verbotene versteckte Werbung untergebracht worden. Die Kunden konnten danach auch Einfluss auf Dialoge und Inhalt der Sendungen nehmen. Die Bavaria kündigte nach Veröffentlichung des Skandals eine interne Prüfung der Vorwürfe an. Inzwischen wurden weitere Fälle bekannt.

Alfter (ddp), Dienstag, 07.06.2005, 15:00
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