Schulexperten warnen: Schulsport gerät ins Abseits

(20.01.2001 02:01)

Frankfurt/Main (dpa) – Schulexperten haben davor gewarnt, dass der Sportunterricht an den Schulen immer mehr ins Abseits gerät. «Wenn Unterricht ausfällt, wird häufig als erstes am Sport gekürzt», sagte das für Schulpolitik zuständige Vorstandsmitglied der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Marianne Demmer, dem dpa-Dienst für Kulturpolitik. Oft hätten Schüler nur einmal pro Woche Sport. Dies sei auch deshalb Besorgnis erregend, weil nach jüngsten Erkenntnissen die körperliche Bewegungsfähigkeit auch für die Intelligenzentwicklung und den Hirnaufbau von Bedeutung sei.
Einen gravierenden Mangel an Turnhallen, Außensportanlagen und Schwimmbädern kritisierte der Verband Bildung und Erziehung (VBE). «Der Sportunterricht an den Schulen wird politisch stiefmütterlich behandelt», sagte der Leiter der Abteilung Schul- und Bildungspolitik beim VBE, Heinz Wagner, der dpa. Dies treffe auch auf die Ausstattung mit Geräten zu. Viele Kommunen stellten den Schulen zu wenig Stunden in den Schwimmbädern zur Verfügung, monierte er. Hinzu kämen teils lange Anfahrtzeiten mit Bussen zu den Sportstätten. «Da bleibt von zwei Stunden Sport pro Woche effektiv nur eine übrig.»
Sowohl Demmer als auch Wagner plädierten dringend für eine bessere Zusammenarbeit von Sportvereinen und Schulen. «Gemeinsame Aufgabe muss es sein, für jedes Kind die geeignete Sportart ausfindig zu machen und zwar so früh wie möglich», sagte Demmer. Wagner forderte die Sportvereine auf, selbst verstärkt in die Schulen zu gehen, sich dort vorzustellen, Klassen zum Spiel einzuladen und so auch für den eigenen Nachwuchs zu sorgen.