(04.09.2001 18:51)
Europa wächst zusammen, und die Wirtschaft ist längst
weltweit vernetzt. Köln (gms) – Europa wächst zusammen, und die Wirtschaft ist längst weltweit vernetzt. In fast allen Lebensbereichen ist die Globalisierung spürbar. Ohne Kenntnisse fremder Kulturen und Mentalitäten, ausländischer Märkte und Arbeitspraktiken geht in vielen Berufen inzwischen gar nichts mehr. Auch die Beherrschung von Fremdsprachen ist für immer mehr Berufstätige eine Voraussetzung für den Erfolg. Oft muss daher noch einmal die Schulbank gedrückt werden.
«Fundierte Kenntnisse einer oder mehrerer Fremdsprachen gehören heute zu den beruflichen Schlüsselqualifikationen, besonders für Mitarbeiter international tätiger Unternehmen», sagt Marion Wesener von den Carl Duisberg Centren (CDC) in Köln. «Dabei spielt neben den rein fachsprachlichen Kenntnissen die so genannte interkulturelle Kompetenz eine immer größere Rolle.» Es reicht also nicht mehr, sich in einer fremden Sprache verständigen zu können. Ebenso wichtig ist es, die Mentalität des Geschäftspartners aus New York, Paris, Moskau oder Tokio zu verstehen.
Neben der Vermittlung des Fachvokabulars stehen deshalb bei Fremdsprachenkursen zunehmend spezielle Verhandlungssituationen auf dem Programm: Dazu gehören etwa das Geschäftsessen, der Small-Talk am Telefon oder gesellschaftliches Beisammensein. «Es gibt kaum ein deutsches Unternehmen, das ohne internationale Kontakte und Partner arbeiten kann», erklärt Kersten Satta, die bei CDC zuständig für den Bereich Interkulturelles Training ist. Ob ein Geschäft erfolgreich abgeschlossen wird, hänge auch vom Gesamteindruck ab, den der deutsche Firmenvertreter bei den ausländischen Partnern hinterlässt.
«Fremdsprachenunterricht hat heute nichts mehr mit bloßem Vokabeln pauken zu tun», sagt auch Dietmar Paaß vom Deutschen Volkshochschulverband in Bonn. «Der Unterricht soll schließlich auf praktische Situationen vorbereiten. Er muss daher stark sozio-kulturell und berufsorientiert ausgerichtet sein.» Mit einer bestimmten Sprache komme daher fast automatisch die Vorbereitung auf konkrete Situationen: «Natürlich verlaufen Verhandlungssituationen im Orient anders als in Asien, Lateinamerika oder Europa.»
Die Angebote und Lehrinhalte der Volkshochschulen können je nach Bundesland variieren. Gemeinsam ist jedoch fast allen eine flexible Gestaltung der Unterrichtszeiten und Zahl der Kursteilnehmer. Häufig können auch auf Wunsch der Teilnehmer bestimmte Schwerpunkte der Kursarbeit mit dem Dozenten abgesprochen werden.
«An der Spitze der geforderten Fremdsprachen liegt eindeutig Englisch», sagt Rainer Schmidt-Rudloff von der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) in Berlin. Aber auch Spanisch und Französisch werden für deutsche Arbeitnehmer immer wichtiger. Auch für ihre eigenen Mitarbeiter führt die BDA im Haus der Wirtschaft in Berlin Fremdsprachenkurse durch. Auf dem Stundenplan stehen zum Beispiel geschäftliche Konversation oder Telefonate. Teilnehmer des von den Carl Duisberg Centren angebotenen «Kombinationskurses Business English» müssen bei ihrer Einführung ins Wirtschafts-Englisch beispielsweise Referate, Rollenspiele und Diskussion absolvieren.
Nach den Erfahrungen von Werner Humboldt, EDV-Netzwerkplaner aus Bonn, ist ein derartiges praktisches Training eine gute Vorbereitung für den Alltag im Job. Nachdem er sich mit seinen Schulkenntnissen nicht mehr auf der Höhe der Zeit gefühlt hatte, belegte er ein derartiges Seminar in Oxford: «Wir haben in unserer Minigruppe mit vier Personen zum Beispiel viele Rollenspiele zum Thema Verkaufen gemacht. Für mich ist es jetzt leichter, vor Publikum Englisch zu sprechen.»