(22.12.2000 14:23)
Hamburg (dpa) – Nachrichten im Internet müssen nach Ansicht von Experten sorgfältiger geprüft werden als Meldungen klassischer Medien wie Zeitungen. «Medien, die sich im Internet präsentieren, prüfen ihre Quellen teilweise weniger genau», sagte der Kommunikationswissenschaftler Gernot Wersig in einem dpa-Gespräch.
In den vergangenen Tagen hatten im Internet verbreitete falsche Gerüchte vom angeblichen Tod des amerikanischen Rappers Eminem beim Musiksender MTV und mehreren Radiostationen für Aufsehen und Anrufe trauernder Fans gesorgt.
Neben Gerüchten um die Schicksale Prominenter würden vor allem Falschmeldungen über Unternehmen platziert, die die Entwicklungen der Aktienkurse an der Börse zum Teil erheblich beeinflussten, sagte der Professor der Freien Universität Berlin. Gewiefte Hacker können beispielsweise die Internet-Seiten des amerikanischen Nachrichtensenders CNN oder des Musiksenders MTV kopieren und so frei erfundene Meldungen mit dem entsprechenden Logo per E-Mail verschicken. Auf diese Weise ist laut MTV auch die Falschmeldung vom Tod Eminems entstanden.
«Bisher ist das Internet für die klassischen Medien lediglich ein Test-Bereich in einer großen Experimentierphase», sagte Wersig. Die Standards für Qualität müssten erst noch genau definiert werden. «Wir wissen noch nicht, was Qualität in diesem Bereich eigentlich heißt.» Etwas Neues müsse man eben erst erkunden.
Problematisch ist nach Ansicht des Wissenschaftlers, dass Medien im Internet unter einem enormen Zeitdruck stehen, um aktuell zu sein. «Deswegen schreiben weniger seriöse Medien auch eher schnell mal voneinander ab, ohne die Quelle genau zu prüfen. Damit stellten sich manche Journalisten die Fallen der Glaubwürdigkeit selbst. Eine größere ethische Diskussion steht nach Worten von Wersig erst noch bevor.