(20.08.2001 22:04)
Virus-Attacken, geheime Kommandozentralen, Mafia-Banden. Was sich wie der Inhalt eines spannenden Computerspiels liest, ist längst Ernst geworden. Software-Piraten entern das Internet, plündern das Know-how der Technologie-Konzerne und machen Milliardengewinne mit Raubkopien, die sie im World Wide Web anbieten.
Hamburg – Virus-Attacken, geheime Kommandozentralen, Mafia-Banden. Was sich wie der Inhalt eines spannenden Computerspiels liest, ist längst Ernst geworden. Software-Piraten entern das Internet, plündern das Know-how der Technologie-Konzerne und machen Milliardengewinne mit Raubkopien, die sie im World Wide Web anbieten.
Die Softwarekonzerne halten dagegen und schicken immer mehr eigene IT-Ermittler auf Streife ins Netz.
«Wir haben 15 Computerspezialisten an einem geheimen Ort in London sitzen. Mit Hilfe von Suchmaschinen durchkämmen sie rund um die Uhr das Internet nach verdächtigen Websites», sagt Georg Herrnleben, Europa-Chef des internationalen Industrieverbandes Business Software Alliance (BSA) in München. «Wird eine Site mit illegaler Ware entdeckt, gibt die BSA eine Warnung an den Betreiber heraus. Schließt er die Seite nicht innerhalb von 24 Stunden, werden die nationalen Behörden informiert.» Allein in diesem Jahr seien schon mehr als 2500 Websites geschlossen worden. Aber nicht jeder Fälscher ergibt sich kampflos. Herrnleben: «Unsere Experten mussten schon häufig Hacker-Angriffe auf die Computer abwehren.»
In 65 Staaten vertritt die BSA seit 1988 die Copyright-Interessen der führenden Software-Entwickler. Ein Kampf gegen Windmühlen, denn das Herr der Raubkopierer wächst: 37 Prozent der weltweiten Software sind Raubkopien. Der Schaden der Industrie beträgt mindestens 24 Milliarden DM (12,3 Mrd Euro), knapp 1,3 Milliarden DM allein in Deutschland – so lauten die Eckdaten einer BSA-Statistik für das Jahr 2000.
Die Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen (GVU) mit Sitz in Hamburg schickt ebenfalls eigene Ermittler ins Netz. Seit 1984 bekämpft ein Team von ehemaligen Polizisten, EDV-Spezialisten und Juristen den illegalen Handel mit Entertainment-Software wie Computergames und digitalen Spielfilm-CDs. «Wir arbeiten aber nicht nur am Computer. Wenn wir auf verdächtige Angebote im Internet stoßen, beginnen verdeckte Ermittlungen vor Ort, zum Beispiel Testkäufe bei den Händlern. Ist die Ware illegal, werden die Behörden eingeschaltet», sagt GVU-Ermittlungsleiter Bernd Kulbe. Sein zehnköpfiges Team brachte im vergangenen Jahr rund 1000 Strafverfahren ins Rollen.
Der Branchen-Gigant Microsoft agiert an mehreren Fronten. Er unterstützt Organisationen wie die BSA und GVU bei ihren Ermittlungen, bietet Polizei und Zoll Piraterie-Workshops und hat eine eigene Anti-Piracy-Abteilung. In Europa managen fünf Chefermittler die Jagd nach Softwaredieben. Der Kopf der deutschen Microsoft-Ermittler hat zehn Privatdetekteien mit der Suche nach kopierten Firmenprodukten beauftragt. Namen nennt er nicht, auch nicht seinen eigenen: «Das Geschäft ist nicht ganz ungefährlich – vor allem bei Ermittlungen in Osteuropa.»
Trotz der Risiken haben viele Softwarefirmen und Detekteien das Aufspüren von Raubkopien als Marktlücke entdeckt. Unternehmen wie Software Army International, Novell, timeservice oder SECU-MA bieten Internetrecherchen und auch weiterführende Ermittlungen wie Observationen an. Die Behörden stehen dabei nicht im Weg. «Im Gegenteil, wir sind für jede Hilfe dankbar. Uns fehlt für eine wirklich professionelle Suche im Netz einfach das technische Equipment und das Personal», sagt Bernhard Witthaut vom Bundesvorstand der Polizeigewerkschaft GdP. Deshalb sei vor allem die Zusammenarbeit mit großen Organisationen wie BSA und GVU notwendig.
Hannover – Bis zu 450 000 Raver werden an diesem Samstag zur «Reincarnation Parade» in Hannover erwartet. 25 Wagen sollen am frühen Nachmittag durch die Innenstadt rollen, wie die Polizei am Freitag mitteilte. Wer nach der Techno-Parade noch nicht genug von hämmernden Bässen und schnellen Beats hat, kann am Abend den Open- Air-Rave im Niedersachsenstadion besuchen. Prominente Discjockeys wieDJ Quicksilver, Gary D und DJ Tomcraft werden dort für Stimmung
sorgen. Aber auch drinnen wird bis in die frühen Morgenstunden gefeiert – in verschiedenen Clubs in und um Hannover.
Berlin – Der Präsident der Hochschulrektorenkonferenz (HRK), Klaus Landfried, will künftig nicht nur die Professoren, sondern auch
alle anderen Hochschulangestellten nach Leistung bezahlen. Der gegenwärtige Bundesangestelltentarif (BAT) biete «keine Anreize zu höherer Leistung», sagte Landfried am Freitag bei einer gemeinsamen
Pressekonferenz mit den Bildungspolitikern der SPD-Bundestagsfraktion in Berlin.
Neben mehr Geld für mehr Engagement denkt Landfried dabei auch an bessere Aufstiegsmöglichkeiten über die starren Grenzen des Laufbahnrechts hinweg, «Korridore» für höhere oder niedrigere Bezahlung von Mitarbeitern je nach Arbeitsmarktlage und die Einführung von Lebensarbeitszeitkonten. Der HRK-Präsident stellt sich
dabei eine «Mischung» aus einem Rahmentarif von Bund und Ländern und Haustarifen der einzelnen Hochschulen vor.
Die für die rund 32 000 deutschen Professoren gedachte
Dienstrechtsreform, die ebenfalls neben dem Grundgehalt künftig finanzielle Leistungsanreize vorsieht, ist aus Sicht Landfrieds wie auch der SPD «auf gutem Weg». Die Stellungnahme des Bundesrates
zeige, dass die Meinungsverschiedenheiten mit den Ländern lösbar seien, sagten die SPD-Bildungspolitiker Jörg Tauss und Peter Eckardt.
Hilfreich sei dabei, dass es keine «Blockbildung» zwischen unions- und SPD-geführten Ländern gebe.
Landfried sagte, die geplanten Reformen könnten allerdings nur dann greifen, wenn die Ländern zumindest für eine Übergangszeit bereit wären, auf das Gebot der Kostenneutralität zu verzichten. Für
den Wechsel vom alten Besoldungsrecht mit den Zulagen nach Dienstalter und dem neuen Recht mit Zulagen nach Leistung müssten die Länder Fonds bilden, damit die Hochschulen auch Spitzenkräfte anwerben könnten. Für ein Land der Größe Thüringens sei dazu etwa ein
einstelliger Millionenbetrag erforderlich. Landfried: «Wir reden also hier über Summen, die für die Länder angesichts der Bedeutung der
Hochschulen verkraftbar sind.»
Genscher warnt europäische Jugend vor «Vor-Krieg in den Köpfen»
Düsseldorf – Bei einer internationalen Jugendbegegnung in Düsseldorf hat Ex-Außenminister Hans-Dietrich Genscher (FDP) an die über 500 Jugendlichen appelliert, die europäische Einheit aktiv
mitzugestalten. «Seien sie aktive Staatsbürger, überlassen sie Entscheidungen nicht anderen», sagte Genscher am Freitag im Düsseldorfer Landtag vor den jungen Diskussionsteilnehmern aus Frankreich, Polen und Deutschland. «Der Vor-Krieg beginnt in den
Köpfen und Herzen, mit Vorurteilen und dem Herabsetzen anderer Völker
… Nichts kann die Verletzung von Menschenrechten rechtfertigen.»