(26.10.2005 14:46)
Seit Monaten müssen wir lesen, warum die Menschen angeblich immer dümmer werden – Computerspiele, Fernsehschelte und natürlich PISA lassen grüßen. Der Zukunftsforscher Matthias Horx hält kräftig dagegen: Das moderne Leben macht nicht dumm. Ganz im Gegenteil.
Horx berichtet im Wissenschaftsmagazin „P.M.“ von seinen Erkenntnissen. Langzeit-Untersuchungen in 20 Ländern belegten demnach, dass die Intelligenz der Bevölkerung kontinuierlich zugenommen hat – um bis zu 30 Punkte in nur 25 Jahren. Auch die Deutschen verbesserten sich zwischen 1954 und 1981 um beachtliche 17 Punkte.
Macht fernsehen dumm?
Bild: Prauß
Zur gesteigerten Hirnleistung tragen offenbar auch jene Faktoren bei, die oft als Ursache einer (vermeintlichen) „Verdummung“ betrachtet werden. So zeigen etwa neueste Forschungen, dass Videospiele ein äußerst effektives Hirntraining darstellen – sie fördern komplexes und strategisches Denken und Handeln. Massenmedien bringen Wissen bis in die entlegensten Winkel und tragen so direkt und indirekt zur Allgemeinbildung bei. Und schwere infektiöse Kinderkrankheiten – früher die „Intelligenzkiller“ schlechthin – sind durch Fortschritte in der Medizin radikal zurückgegangen.
Vor allem aber stellt das Leben in einer global vernetzten Welt voller Informationen und ununterbrochener Reizüberflutung besondere Anforderungen an den Geist. Wir werden zum beständigen Lernen geradezu gezwungen – und auch zur Entwicklung immer speziellerer Fähigkeiten. Die Evolution des menschlichen Gehirns ist also noch längst nicht abgeschlossen.
Rheinische Post vom 26.10.2007