Bestellt Karten für Wacken 2005!

Von unserem Mitarbeiter Ingo Lehmann (18.09.2004 17:20)

Am frühen Freitag Morgen beginnt die Reise zum heißesten Metalfestival im doppelten Sinne. Leider mußte ich durch die verspätete Anreise einige Bands verpassen. Gerade bei „Motörhead“ ein großes Ärgernis, da diese nach Aussage mehrerer anwesenden Freunde rockten ohne Ende. Über die „Böhsen Onkelz“ soll hier kein Wort verloren werden. Nur soviel, dass das Auftreten dieser Band Überlegungen zum Unterstützungsgrad Unternehmen Wacken hervorrief.

Wacken 2004

Die erste für mich zu bestaunende Band war schließlich „Arch Enemy“, die mit Ihrer Frontfrau mit der tiefen Stimme melodischen Death Metal boten, und durchaus zu unterhalten wussten.
Kein Vergleich zu den folgenden „Mayhem“, die für eine Black Metal Band zwar schlechte Umstände vorfanden (Sonne, Sonne, noch mehr Sonne,….), aber mit Ihrer kranken Show und perfekter musikalischer Untermalung zu begeistern wussten. Nicht nur dass sich der Shouter Atilla die Pulsadern aufschnitt, auch die Verwendung von Schweineköpfen, die angezündet, zerschnitten und schließlich ins Publikum manövriert wurden, trug zum dem gelungenen Auftritt bei. Atilla könnte wirklich als Mephisto durchgehen, so perfekt zieht er seine Show durch. Gespielt wurde aus allen Schaffensepisoden etwas, wobei die alten Songs Richtung „Deathcrush“ am besten ankamen, nur übertrumpft von den „De Myteriis Dom Sathanas“ Titeln. Dies gelang durch den aktuellen Sängerwechsel von Maniac zu Atilla, der bekanntlich „D.M.D.S.“ vor ca. 10 Jahren selbst einschrie.

Die Hauptbühne

Gegen 22.30 Uhr wurde es mit „Destruction“ wieder richtig hart: Deutscher Thrash Metal vom feinsten wurde hier geboten, pendelnd zwischen Songs aus den 80ern und aktuellen Material. Überraschend war der Auftritt mehrerer Szenengrößen zum Ende des Gigs: Abbath von ?Immortal“, Sabina Classen von „Holy Moses“ und Peter Tägtgren von „Hypocrisy“ unterstützen zur Freude des Publikums das Trio Infernale. Ein Höhepunkt des Festivals war sicherlich der Auftritt von Warlock mit Orchester. Doro und Ihr Orchester zeigten Metalklassiker im neuen Gewand: Gänsehautgarantie! Als Gast war der Ex Iron Maiden Sänger Blaze Bailey zugegen, weshalb natürlich Maiden Klassiker wie „The Trooper“ oder auch vom grandiosen „X-Factor“ Album „Man On The Edge“ nicht fehlen durfte. Auch Judas Priest Klassiker wurden gespielt, wobei deren Sänger Rob Halford leider nicht anwesend sein konnte. Dennoch ein genialer Auftritt.

Die Canniballeinwand

Am Samstag Morgen gegen 10 Uhr beim Weg unter die Dusche konnte man schon Massen betrunkener und gröhlender Metaller ausfindig machen: „Onkel Toms“ Frühschoppen wurde mit Begeisterung angenommen. „Es gibt kein Bier auf Hawai“ und ähnliche Sauflieder im Metalgewand sind einfach perfekt für den morgendlichen Konterschoppen. Nach der eiskalten Dusche konnte ich noch einen kurzen Blick auf „Bal-Sagoth“ werfen, die die Massen aus den Schlafsäcken prügelten. „Death Angel“, die Thrash Legende erledigen im Anschluß den Rest. Ein wahres Fest für Freunde des gepflegten old school Thrash Metal.
„Unleashed“ gelang es trotz der recht frühen Stunde ein Death Metal Feuerwerk der Extraklasse abzufeuern. Hier kam auch endlich Bewegung in die noch müden und von der prallen Sonne in Mitleidenschaft gezogenen Metaller. Von den Anfängen der Nordmänner, über die glorreichen „Victory“ Zeiten bis zu aktuellem Stoff wurde eine guter Querschnitt für die Nackenmuskulatur geboten.

Mayhem

Schließlich warf man noch einen kurzen Blick auf die New Yorker „Anthrax“, die sich in Bestform präsentierten, um für die anschließenden „Cannibal Corpse“ gerüstet zu sein. Hier wurde den Grindcoreern allerdings die große Bühne, die gleißende Sonne und das alte Manko der fehlenden alten Songs zum Verhängnis: Auf Hits wie „Hammer smashed face“ und ähnliches mußte wie immer verzichtet werden, da die Lieder der ersten drei Alben in Deutschland nicht gespielt werden dürfen. Trotz allem ein großer Spaß! Jetzt hieß es erstmal raus aus der verdammten Hitze. „Hypocrisy“, Helloween“, „Children of Bodom“ und „Saxon“ wurden aus der Ferne genossen, um für den absoluten Höhepunkt des Festivals fit zu sein: „Satyricon“ mit Nocturno Culto von „Darkthrone“.

Noct

Und es wurde ein Fest: Schon bei den ersten Songs von „Satyricon“ war durch laute „Nocturno“ Schreie klar, wem die größte Aufmerksamkeit heute gelten dürfte. Vor allem die Songs aus der Schaffensperiode zwischen „Under A Funeral Moon“ und „Panzerfaust“ von „Darkthrone“ wurden von den „Satyricon“ Musikern und Nocturno Culto als Frontmann perfekt intoniert. Es ist einfach ein Genuß diese Songs nach all den Jahren live erleben zu dürfen, zumal es auch in Zukunft keine „Darkthrone“ Auftritte geben wird. Nach dem Intermezzo von Nocturno Culto konnten „Satyricon“ nur mit Ihrem größten Hit „Mother North“ kontern, was aber vollends gelang – die Massen tobten. Satyr, seines Zeichens Kopf von „Satyricon“ konnte seine Begeisterung bei weit über 30.000 Menschen vor der Bühne kaum in Worte fassen – was ist aus dem einstigen Undergroundacts geworden, die vor fast 15 Jahren begannen im tiefsten Underground für Furore zu sorgen? Trotz der riesigen Bühne und der Menschenmassen ging der alte Spirit des Black Metal nicht verloren, und es wurde eine herrlich düstere Atmosphäre erzeugt, die auch ich nur durch hypnotisches Bangen ertragen konnte.

Was jedoch passierte nach diesem großen Erlebnis: „J.BO.“ spielten gleich auf der Nachbarbühne ihre Spaßmetalsongs. „Niveau wo bist du geblieben?“ fragte man sich in diesem Moment unwillkürlich. So verzog man sich schnell in Richtung Zelt, um noch ein Stück der ursprünglichen, nordischen Düsternis im Gedächnis zu behalten. Im Gedächnis verbleiben wird außerdem ein perfekt inszeniertes Metalfestival, dass weltweit seinesgleichen sucht und von Jahr zu Jahr besser wird. Es wird Zeit sich Karten für Wacken 2005 zu besorgen!