Astloch im mathematischen Brett

 

Von unserem Referendar Ulrich Jungbluth (26.02.2005 16:22)

„Das ist doch öde. Wie kann man sich nur dafür interessieren?“ – So oder ähnlich mögen viele Schüler über Mathematik denken. Dass es aber auch Spaß machen kann, sich mit Zahlen oder anderen naturwissenschaftlichen Erscheinungen zu beschäftigen, konnten wir in Gießen am eigenen Leib erfahren.

Und sie steht doch!

Am 22. Februar 2005 trafen sich die Schüler der Klassen 10d und 11e von Herrn Waldrich und 10b von Herrn Dockhorn auf einem Bahnsteig des Kasseler Kulturbahnhofs. Das Ziel der Fahrt anlässlich des Wandertages sollte das Gießener ‚Mathematikum‘ sein. Noch wussten wir nicht, was uns dort erwarten würde. Dennoch war schon bei der Abfahrt klar, dass die Mathematik im Mittelpunkt des Tages stehen würde: In Erwartung der kommenden Mathearbeit hatten einige Schüler ihre Mathehefte zum Lernen dabei. Das hatte natürlich den Vorteil, dass sie Herrn Dockhorn bei Fragen gleich um Hilfe bitten und um Rat fragen konnten.

Prima, geschafft!

Nach knapp neunzig Minuten standen wir im Foyer des Mathematikums. Nun machte sich deutlich die Neugier breit. Dafür sorgte bereits die moderne und bunte Aufmachung des Gebäudes und der Einrichtung. Das wollte so gar nicht zu der erwarteten Langeweile passen.
Die kurze Begrüßung und Einführung sorgte bereits für erstes Erstaunen. Bisher war uns aus eigener Erfahrung eigentlich allen klar, dass Seifenblasen rund sind. Durch eine praktische Demonstration konnten wir aber davon überzeugt werden, dass es auch möglich ist, viereckige Seifenblasen zu bilden.

Eine schillernde Person

So spannend sollte es weiter gehen. Denn nun konnten wir uns zwei Stunden lang frei im Gebäude bewegen und nach Herzenslust den 100 Experimenten widmen. Dabei ging es nicht darum, Mathe zu pauken, sondern vielmehr selbst herauszufinden, wie das Experiment funktioniert und welche Begründungen sich dafür finden ließen. Dabei kam es zu interessanten Lösungen und Entdeckungen. Bei vielen wurde der Forschergeist geweckt und zu wahren Höchstleistungen angestachelt. Als Beispiel sei hier der beeindruckend große Bau einer „Leonardo-Brücke“, die ganz ohne Stützpfeiler auskommt. Über das Ergebnis staunten sogar die Angestellten und kommentierten, sie hätten im Mathematikum bisher noch keinen Bau dieser Größe bestaunen können.

Was will Herr Dockhorn wohl erklären?

Hier zeigt sich schon, dass es im Mathematikum nicht nur ums Rechnen und um Zahlen geht, sondern vielmehr um die praktische Beschäftigung mit dem Thema. So begegnet man zum Beispiel der Frage, wie viele Stellen die Zahl Pi hat genauso wie der Möglichkeit, ein Lied „auszuwürfeln“. Dabei entstehen per Würfelwurf zufällig zusammengestellte klassische Musikstücke, die auch aus der Feder von Wolfgang Amadeus Mozart hätten stammen können. Damit erschöpfte sich das Spektrum der möglichen Entdeckungen jedoch bei weitem noch nicht. Um jedoch alle Knobelaufgaben und Experimente hier aufzuzählen, fehlt der Platz. Es bleibt aber festzuhalten, dass der Aufenthalt nicht kürzer als die zur Verfügung stehenden zwei Stunden hätte sein dürfen. Langeweile kam nämlich bei den Allerwenigsten auf.

Am Ende des Tages hatte sich nach Aussage einer Schülerin der 8. Klasse ein „Astloch in ihrem mathematischen Brett geöffnet“ und sich ein ganz anderer Blick auf Mathematik und Naturwissenschaften ergeben. Und so können wir uns guten Gewissens em ehemaligen Bundespräsident Johannes Rau anschließen, der anlässlich der Eröffnung des Mathematikums sagte: „Mathematik kann Spaß machen. Das habe ich hier erfahren!“