Bitte nicht wecken!

Aus unserer UMLAUF Online-Redaktion (20.01.2006 22:17)

Der frühe Schulbeginn raubt Teenagern den Schlaf und macht sie zu schlechteren Schülern. Ursache ist ein biologisch verankerter Tagesrhythmus bei Heranwachsenden, der sie erst im Laufe des Tages zu voller Form auflaufen lässt, wie US-Forscher im Fachjournal »Pediatrics« berichten. Zumindest Klassenarbeiten sollten ihrer Meinung nach nicht am frühen Morgen geschrieben werden.

Morgenstund‘ hat Gold im Mund, …

Generell brauchen junge Leute zwischen 13 und 22 Jahren mehr Schlaf, im Durchschnitt neun bis zehn Stunden pro Nacht, betont das Team um Margarita Dubocovich von der Northwestern University in Evanston bei Chicago. In den Morgenstunden berichteten die Schüler, müder und weniger aufmerksam zu sein und sich mehr anstrengen zu müssen als am Nachmittag. Auch eine spezielle Tageslicht-Bestrahlung am Morgen änderte daran nichts. Als mögliche Lösungen schlagen die Forscher vor, den Schulbeginn zu verlegen sowie Prüfungen und Klassenarbeiten erst später am Tag schreiben zu lassen. Der Drang junger Leute, den Morgen durchzuschlafen, habe nichts mit Faulheit oder Ablehnung der Familie zu tun, sondern entspreche ihrem so genannten zirkadianischen Rhythmus, besänftigen die Forscher betroffene Eltern und Erzieher laut einer dpa-Meldung vom 7.6.2005. Dies entspricht auch einer aktuellen Forderungen des Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg, Günther H. Oettinger (CDU), der einen generellen Unterrichtsbeginn ab 9 Uhr fordert.

… wer länger schläft, bleibt auch gesund.

UMLAUF Online wollte einmal konkret von unseren Schülerinnen und Schülern hören, was sie von dieser Forderung halten und interviewte die Klassse 11 b. Einige prägnante Aussagen, die natürlich nicht repräsentativ sind, wollen wir an dieser Stelle vorstellen.

Felix Möller

Am Morgen bin ich sehr müde und brauche ein bisschen Zeit, um wach zu werden. Aber ab 8 Uhr bin ich eigentlich schon bei meinem durchschnittlichen Leistungsniveau; nachmittags geringer und abends wieder steigend.
Die eine Stunde kann man sich auch schenken! Wenn ich eine Stunde länger schlafen kann, gehe ich automatisch später ins Bett. Nach meiner Leistungskurve würde die Nachmittagsverlängerung nicht allzuviel verändern.

Katja Vaupel

Meine Leistungskurve ist in der Schule erst gegen 9 Uhr am höchsten; dann bin ich richtig wach. Wenn ich aus der Schule komme, bin ich müde und muss mich erst ein bisschen ausruhen.
Ich persönlich finde die Forderung von Herrn Oettinger angemessen, denn auch ich bin erst ab 9 Uhr richtig wach. Dafür sollten aber weniger Hausaufgaben aufgegeben werden, da man später zu Hause eintrifft.

Florian Ortmann

Ich persönlich bin am Morgen viel fitter und aktiver als am Mittag bzw. Nachmittag, wo ich relativ unruhig werde. Ich würde es sogar begrüßen, wenn die Schule noch früher beginnen würde. Dies bedeutet, dass ich zu dem Zeitpunkt, wo meine Konzentration nachlässt, die Schule schon beendet wäre.
Ich halte den Vorschlag für nicht besonders effektiv. Durch die abnehmende Konzentration um die Mittagszeit herum wäre es ungünstiger, noch eine weitere Stunde anzuhängen. Schon jetzt fällt es vielen Schülern schwer, sich bei einer Arbeit in der 6. Stunde zu konzentrieren.

Vanessa Speer

Allgemein kann ich von mir sagen, dass meine morgentliche Stimmung von meinem letzten Schlaf in der letzten Nacht abhängt. So gegen 10.30 Uhr bin ich jedoch hellwach, am nachmittag hingegen meist sehr erschöpft und müde.
Ich stehe diesem Vorschlag kritisch gegenüber. Zwar ist es schön, mal länger schlafen zu können, jedoch bedeutet dies nur eine Verschiebung, was ich nicht gutheiße.

Sam Stör

Meine Leistungskurve hängt stark von „äußerlichen“ Faktoren ab wie z.B. Sonnenschein oder Regen. Ich persönlich habe kein Problem damit, um 8 Uhr konzentriert den Schulunterricht zu beginnen.
Von dem Vorschlag halte ich persönlich sehr wenig! Mir ist es lieber, am Nachmittag früher zu Hause zu sein und fange dafür morgens gerne eine Stunde früher an. Sonst geht mir viel zu viel Zeit verloren.

Natalie Kube

Eigentlich bin ich morgens immer relativ fit, obwohl ich ziemlich früh aufstehen muss. Ich werde dann jedoch im Laufe des Vormittags immer müder, weshalb ich auch denke, dass der Nachmittagsunterricht anstrengender ist.
Ich halte nicht sehr viel von dieser Forderung, da der Unterricht am Nachmittag meiner Meinung nach viel anstrengender ist.

Wenn auch die Forderung nach einem späteren Schulbeginn immer wieder im Jahres-Rythmus aufgegriffen wird, fällt doch auf, dass die Betroffenen selten befragt werden. Diese Spontanbefragung zeigte, dass mit Dreiviertel der Befragten eine deutliche Mehrheit gegen eine Verschiebung des Schulbeginns ist.

P.S.: Auch Ministerpräsidenten Günther Oettinger ist von seiner Partei zurückgepfiffen worden. Wir warten auf das nächste Jahr.