Che cosa sta succedendo con lei, signor Berlusconi?

von unserem Redakteur Philipp Dittmar (28.02.2011)

Frauenheld, Freund von Mubarak, Hassobjekt für viele seiner Landsleute und internationaler Politiker sowie Ministerpräsident Italiens: Was sich im ersten Moment nach einem schlechten Film anhört, ist europäische Wirklichkeit. Silvio Berlusconi vereint all diese „Titel“ und Eigenschaften, und füllt Woche für Woche die Titelseiten der nationalen Presse. Jetzt wurde er vom Mailänder Staatsanwalt für eine seiner Frauengeschichten verklagt. Ein Wendepunkt für Berlusconis politische Karriere oder nur eine neuerliche Station auf dem mit Peinlichkeiten und Entrüstungen gepflasterten Weg?

 

Berlusconi – privat oder im Dienst?

 

Allein bei der Betrachtung von Berlusconis Vita der letzten Monate überfallen einen Fragen nach dessen Moralbewusstsein – und es drängt sich der Wunsch auf, einfach die Nachrichten auszuschalten oder die Zeitung zuzuschlagen. Junge, hübsche Damen, die offensichtlich nicht den blassesten Schimmer von Politik hatten, wurden kurzerhand in hohen Ämtern installiert, um nach etwas Kritik gleich wieder entlassen zu werden; nahezu wöchentlich war die Klatschpresse voll mit den sexuellen Eskapaden des Regierungschefs, und auf der politischen Ebene nahm Berlusconi spätestens seit seinem Bekennen zu Mubarak auch niemand mehr ernst.

 

 

 

Doch dieses Mal hat der italienische Gigolo es sowohl moralisch als auch rechtlich übertrieben. Er soll eine minderjährige Prostituierte angeheuert haben, wohl wissend,

 
Berlusconi mit Mikro und Mittelfinger  

dass diese ihre Tätigkeit illegal ausführt. Die „Ruby-Affäre“ (nach dem Namen der Prostituierten) könnte Berlusconi schwere Schäden beibringen. In Italien stehen auf solch ein Delikt bis zu 15 Jahre Haft. Und zu seinem Unglück wird der im April beginnende Protest auch noch von drei Frauen als Richterinnen geleitet, die schon deutlich haben verlauten lasse, wie sie zu Berlusconis Taten stehen. Hierbei zeigt sich jedoch eine weitere Facette des Phänomens Berlusconi: Der „Cavaliere“ bleibt stets unbeeindruckt und lässt sich von keinem Trubel beunruhigen. Zu dem Sex-Prozess sagte er nur, er mache sich keine Sorgen – seinem Vaterland zu Liebe. Auf viele mögen Aussagen dieses Kalibers zynisch, frech und unverschämt klingen, doch sie scheinen Erfolg zu zeigen. Bislang hatte Berlusconi kaum etwas zu fürchten, abgesehen von vereinzelten Angriffen in der Öffentlichkeit.

 

 

 

Doch wer bereits zum dritten Mal (!) Ministerpräsident in Italien wird, kann seinen Lebenslauf nicht nur mit moralisch fragwürdigen Geschichten gefüllt haben. Tatsächlich hat Berlusconi ein eigenes Imperium um sich aufgebaut, bestehend aus Verlagen, Filmproduktionsfirmen, Baufirmen und einer Investmentfirma. Sein Vermögen wird derzeit auf 9,4 Milliarden US-Dollar geschätzt, womit er einer der reichsten Männer Italiens ist. Berlusconi ist mittlerweile fast alleiniger Herrscher über italiens Nachrichtenlandschaft, was Teil der Erklärung dafür sein mag, dass er trotz seiner Eskapaden immer noch bei großen Teilen der Bevölkerung große Popularität genießt. Übermäßig schlechte Presse oder gar Tiraden gegen seine Person sind Berlusconi in Italien eher fremd – wer Schirmherr etlicher Zeitungen ist, weiß schließlich schlechte PR zu vermeiden.

 

 

 

Und so wurde Berlusconi erst 2008 wiedergewählt, was bedeutet, dass er uns wohl noch einige Zeit erhalten bleiben wird, damit etliche Klatsch-Magazine auch weiterhin ihre Seiten mit ihm füllen können.Es sei denn, Silvio Berlusconi bekommt, wenn seine Schuld festgstellt wird, seine gerechte Strafe vom Mailänder Gericht. Ein Medienrummel wird die Verhandlung allemal: 16,5 Millionen Google-Treffer zeigen nur zu gut, wie brisant das Thema Berlusconi ist.

 

 

 

Zum Schluss seien noch zwei Aussagen Berlusconis erwähnt – unkommentiert, da sie für sich sprechen:

 

 

„Ich bin der Jesus Christus der Politik!“

 

„Mussolini hat nie jemanden getötet, er schickte Oppositionelle in Urlaub in die Verbannung.“