Cowboy oder Diplomat?

 

(13.09.2001 22:26)

Quelle: Washington Post

 

Quelle: AFP

 

Quelle: Reuters

Ein Kommentar von Marc Weinreich

Ich bin sprachlos. Das World Trade Center liegt in Schutt und Asche. Niemand hatte mit so etwas gerechnet. Ich habe es erst recht spät mitbekommen und war über alle Maßen geschockt.

Wer die aktuellen Bilder von Süd-Manhattan sieht, dem kommen Erinnerungen an ein Erdbeben oder an einen Vulkanausbruch. Aber kein Ereignis von beidem hätte solch ein Bild hervorrufen können. Zentimeterdicke Staubschichten auf den Straßen, den Autos und auch Staub in den Gesichtern der Augenzeugen. In meinem Kopf schwirren nun Gedanken wie zum Beispiel: „Wird das in einen Krieg ausarten?“, „Könnte das auch hier passieren?“

Für mich nicht nachvollziehbar habe ich Reportagen aus dem Nahen Osten gesehen: Palästinenser jubeln nach dem grausamen Attentat auf den Straßen. Sind das etwa Menschen, denen es egal ist, dass es bis zu zehntausend Tote gibt? Also Menschen, die überhaupt nichts an der politischen Lage hätten ändern können. Menschen wie du und ich, die dort nur ihrer Arbeit nachgehen. Wie kann man so etwas feiern? Wie kann man sich über ein derart grausames Ereignis freuen?
Aber wer zeichnet sich verantwortlich für die Anschläge, die ja nicht nur das World Trade Center, sondern auch das Pentagon und das US-Außenministerium trafen? Die islamistischen Terrororganisationen wie Hamas oder Taliba haben sich davon distanziert, jegliche Verantwortung daran zurückgewiesen. Selbst der mutmaßliche Hauptverdächtige, Multimillionär Bin Laden, wird von verschiedenen Seiten in Schutz genommen.

Egal wer dafür verantwortlich ist, diese Menschen werden hoffentlich keine ruhige Nacht mehr haben, wenn sie daran denken, wie vielen Menschen sie das Leben genommen haben. Was ist ein Menschenleben in unserer Zeit noch wert?

US-Regierende, handelt nicht im Cowboy-Stil: Rache bis zum letzten Mann. Sicher ist, dass ein emotionsgeführter Vergeltungsschlag auf Besitzungen von Bin Laden oder gegen andere fundamentalisch islamische Religionsführer zu diesen Zeitpunkt keine weitreichenden Erfolge bringen wird. Am besten ist es jetzt sicherlich Ruhe zu bewahren. Chaos in in einer Stadtmetropole und zugleich Kampf gegen ein unbekanntes Feindbild kann nicht funktionieren.