Das ist ja nur eine Sicherheitskopie…

Von unserem Redakteur Lazar Backovic (07.05.2004 16:06)

Der 20-jährige Johannes geht in die Videothek: ein hektischer Blick nach links, einer nach rechts. Prima, „Findet Nemo“ steht noch im Regal. Zielsicher geht er an die Kasse. „Ich bring‘ ihn in einer Stunde zurück.“ Der Mitarbeiter weiß sofort was los ist, doch er tut nichts… – Raubkopien sind auch in diesem Jahr wieder ein häufiges Gesprächsthema.

Erst wird per P2P herunterladen…

Seit letztem Jahr ist das Urhebergesetz aufgrund illegaler Raubkopien, Musik- und Film-Downloads und der Publizierung von schwarzgebranntem Material verschärft worden. In den USA sind laut der schweizerischen Sicherheitsseite gosecurity.ch rund zwei Drittel aller PC-Musikstücke illegal raubkopiert. Der deutsche Status ist ähnlich und man kann nur mutmaßen, wie hoch die Dunkelziffer ist.

…und dann wird die illegale mp3 auf dem Computer gehört.

„Das macht doch jeder,“ hört man oft von den „schwarzen Schafen“. Allerdings muss die Musikindustrie genau wegen dieser „Schäfchen“, die nicht unbedingt in der Unterzahl sind, jährlich beobachten, wie der Umsatz schrumpft.
Eine Musik-CD (LP) kostet neu und original ca. 17¤; im Vergleich, der Wert eines Rohlings liegt bei ca. 0,70¤. Die Relation ist deutlich und liefert vielen Leute eine Erklärung für das voraussehbare Phänomen der Raubkopien. Doch meist braucht man sogar nicht einmal einen CD-Rohling. Es reicht sogar, wenn man einen Internetanschluss hat. Sogenannte P2P-Filesharing-Programme wie eMule oder KaZaa sind mittlerweile Standard auf vielen heimischen PC’s. Das Prinzip ist einfach: Man gibt den Interpreten oder den Titel in ein Suchfeld ein und schon nach wenigen Sekunden erhält der Programmnutzer erste Ergebnisse. Das Archiv und die Auswahl des persönlichen mp3-Archivs wächst ins Unermessliche (das gleiche gilt natürlich auch für den Download von digitalisierten Filmen und das dazugehörige Film-Archiv).

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Die Gesetze drohen mit verschärften Kontrollen, die tatsächlich ernst zu nehmen sind, was der folgende Fall beweist (Quelle: dpa): Auf Antrag der Cottbuser Staatsanwaltschaft beschlagnahmten Fahnder in einem Rechenzentrum einen illegal betriebenen Netz-Server. Und was die Fahnder dort sahen und auffanden, war eines der bisher größten bekannt gewordenen Raubkopienarchive. Der monatliche Datenverkehr habe bis zu zehn Tetrabyte betragen, was einem Umschlag von bis zu 8000 Filmen entspreche. Zeitweise hätten sich über 33 000 Nutzer auf dem virtuellen Schwarzmarkt getummelt, so das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“. Das sind Größen, die für uns, die „Ottonormaluser“, nahezu unbegreifbar sind.
Doch trotz dieser Ungreifbarkeit soll es dennoch abschrecken. Soll, weil ich denke, es können noch hunderte von Fällen dieser Art geschehen, real ist, dass Raubkopieren leider viel zu verbreitet ist. Wie will man etwas verschärft kontrollieren, was unkontrollierbar ist?!