Das UNO-Dilemma

von unserer Redakteurin Gianna Dalfuß (17.04.2011)

Selbstherrlich krallt Mummar al-Gaddafi sich an seinem libyschen Thron fest, den er nun seit über 40 Jahren besetzt, und lässt auf das aufständische Volk, das an seinem Staatssitz rüttelt, schießen. Auch Vergewaltigungen werden als Waffe eingesetzt. Voller Selbstbewusstsein tritt er die Menschenrechte mit Füßen, und die internationale Gemeinschaft wägte zunächst einmal das Für und Wider möglicher Maßnahmen ab, während in Libyen täglich Menschen sterben.

 

Die UNO ist mit 192 Mitgliedstaaten das größte internationale Friedensbündnis der Welt und hat sich unter anderem die Wahrung der Menschenrechte zum obersten Ziel gesetzt, doch der Fall Libyen zeigt, dass sich die internationale Gemeinschaft in einem Dilemma befindet. Auf der einen Seite der UNO-Waage liegt das Recht jedes Einzelnen, das zum einen Persönlichkeits- und Freiheitsrechte beinhaltet, und zum anderen auch das Recht auf freie Meinungsäußerung und freie Wahlen. Auf der anderen Seite liegt die Souveränität eines jeden Staates, die die Selbstbestimmtheit und die Unabhängigkeit von anderen Staaten sichert.

 

Hinzu kommt, dass die Situation in einem Land richtig eingeschätzt werden muss, um mögliche Folgen von UNO-Maßnahmen überhaupt abschätzen und abwägen zu können. Dies stellt eine der größten Hürden dar, denn eine falsche Einschätzung der Lage in einem Krisengebiet kann verheerende Folgen haben. Wie gravierend diese Folgen sein können, zeigen die Geschehnisse 1994 in Ruanda, wo ca. 1.000.000 Menschen ums Leben kamen, da die internationale Gemeinschaft den Zustand des Genozids nicht anerkannte und somit keine entsprechenden Truppen ausgesandt wurden, die den Massenmord hätten stoppen können.

 

Dilemma: das Abwägen von Entscheidungen 

 

Somit ist Fakt, dass bereits kleine Unaufmerksamkeiten viele Menschen das Leben kosten können. Die Vereinten Nationen versuchen deshalb, die Situation aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten und einzuschätzen, bevor sie handeln. Allerdings müssen sich die Mitglieder der Vereinten Nationen auch bewusst sein, dass, während sie sich in ihren polizeibewachten Büros den Kopf zerbrechen, in den Krisengebieten mit jedem weiteren Tag mehr Menschen sterben.

 

Eine gute Kriesenanalyse ist wichtiger als schnelle Entscheidungen, die schwere Folgen haben können. Die UNO hat die höchste Legitimität, Frieden und Menschenrechte in Ländern wie Libyen durchzusetzen. Auch wenn die Handlungsfähigkeit der UNO eingeschränkt ist, ist ihre Hilfe wichtig und unabdingbar, auch wenn ihre Hilfe manchmal spät einsetzt“, meint Tobias Schmidt aus dem Jahrgang 13 zu dem UNO-Dilemma im Hinblick auf die aktuellen Geschehnisse in Libyen. Zwar hat die UNO in Libyen letztendlich doch noch die notwendige Entscheidung getroffen, Maßnahmen gegen Gaddafi einzuleiten, allerdings kommt die Resolution zu spät, um die Oppositionellen so weit zu stärken, dass sich das Blatt noch wenden könnte. So bleibt bis heute der Zustand bestehen, dass die Maßnahmen der Vereinten Nationen nur langsam an Gaddafis Thron nagen.