Das verräterische Glitzern im Augenwinkel

Von unserem Redakteur Herwig Clemens (19.11.2004 19:10)

Wer am Samstag zufällig das Bali-Kino betrat, sah es wohl selten so voll. Fast gänzlich waren am 13. November 2004 gegen 11.00 alle Plätze besetzt mit sich unterhaltenden Menschen, die ungeduldig darauf warteten prämiert zu werden, ihren Bruder, ihre Schwester, Sohn oder Tochter, Mitschüler, Freund oder Freundin prämiert zu sehen.

Julian Lippert, Alexandra Bieniek, Anahita Ghanvati und Ramona Meister (v.l.)

Zu spät dran drängelte ich mich also in die Reihe neben die multimediale Elite des Goethe-Gymnasiums, der Umlauf TV-Redaktion. Betont lässig saß jeder dieser Profis auf seinem Sitz, darum bemüht, Siegessicherheit, aber bloß keine Überheblichkeit auszustrahlen. Kaum waren die Worte der Begrüßung hastig gewechselt, wurde das Licht gedämpft – es ging los.

„Herzlich willkommen, schön, dass sie sich hier eingefunden haben…“, das übliche eben. Ich versuchte, meinen Nachbarn dazu zu bewegen, mich zu belustigen, allerdings mit mäßigem Erfolg, und kam so nicht umhin die Worte: „Wir zeigen jeweils kurze Ausschnitte aus den von der Jury prämierten Einsendungen“ zur Kenntnis zu nehmen. Von diesem Zeitpunkt war ich nicht mehr derjenige, der sich mehr für das Loch in seiner Hosentasche als für den vorn gehaltenen Vortrag interessierte: Man will ja schließlich die Konkurrenz kennen lernen!
Also ließ ich den eher mäßigen Kommentator, die wesentlich unterhaltsamere Zwanziger – Jahre – Musik – Showeinlagen (allerdings zu zeitintensiv für meinen Geschmack) und die Propagandareden der Veranstalter und der Jury über mich ergehen – und wurde mit einer insgesamt amüsanten Veranstaltung belohnt.

Das Teilnehmerfeld unserer Kategorie war zwar nicht besonders groß, jedoch kamen unsere TV-Redakteure doch ein wenig ins Schwitzen, also Zwölfjährige den zweiten Platz abräumten: Geflüsterte Bemerkungen, „nach welchen Kriterien geht die Jury denn bitte?“, ließen doch eine gewisse Unruhe erkennen. Desto größer jedoch war die Erleichterung, als die Jury den ersten Platz der Kategorie „Nachbarschaft“ an die Umlauf-TV-Sparte des Goethe-Gymnasiums vergab: Da wurden Hosen glatt, Haare zurück und Hände trocken gestrichen; und wer genau hinsah bemerkte, dass unser Redaktionsleiter Herr Eichler immer mehr im Schatten seines Stuhls verschwand. Aus Angst, das Publikum könnte seine Rührung, das verräterische Glitzern im Augenwinkel, bemerken, wie er uns später gestand.

Beginn des Films und…

Vorne auf der Bühne stammelten unsere Redakteure derweil Antworten und Danksagungen auf unsinnige Fragen, reckten den „Oskar“, einen Miniatur – Himmelsstürmer, um sich dann, entlassen und erleichtert, erst dem Interview durch den Offenen Kanal Kassel (hier sei noch mal „Danke!“ gesagt für alle erfahrene Unterstützung und danach dem umfangreichen Büffet zu stellen.

…am Ende die Teilnehmer

Ehrlich gesagt, der (wirklich sehr exquisite) Teil der Veranstaltung, auf den ich (und mein Magen) uns am meisten gefreut hatten.
Das Fazit: Bauchschmerzen durch übermäßigen Nudelkonsum, das brennende Verlangen nach einer Zwanziger-Jahre-Platte und das Gefühl, an diesem Samstag einmal ausnahmsweise nicht umsonst so früh aufgestanden zu sein. Danke LPR und natürlich: Danke, Umlauf-TV !