Der Amoklauf und die Reaktionen

von unserem Redakteur Schahin Saket (21.03.2009)

„Ein Zufall war es eigentlich. Ich wollte meine E-Mails checken, das muss so gegen 10 Uhr gewesen sein, und da erfuhr ich von der schrecklichen Nachricht. Ein Amoklauf in Winnenden. Im ersten Moment fühlte ich einen Schock und tiefste Betroffenheit für die Angehörigen“, erzählt Herr Krück, Religions- und Kunstlehrer des Goethe-Gymnasiums betroffen.

 

Jeder verarbeitet die schockierende Nachricht anders (Quelle: www.n24.de)

 

Es ist mittlerweile einige Tag her, seit in Winnenden ein 17-jähriger Ex-Schüler an seiner Schule Amok lief, dennoch ist an den meisten deutschen Schulen das Thema noch längst nicht abgeschlossen. Genauso wenig wie an unserer. Lehrer, Schüler und Eltern reden und denken noch immer darüber nach. Für alle war die Nachricht ein Schock und für jeden hatte sie einen ganz persönlichen Stellenwert.

 

 

Was fühlten unsere Lehrer, Schüler und Eltern, als sie von der Nachricht erfuhren und wie gingen sie damit um, dass sie oder ihre Kinder morgen wieder in die Schule gehen werden, einen Ort, der scheinbar nicht mehr sicher zu sein scheint? Müssen wir uns Sorgen um unser Leben und das unserer Angehörigen machen? Sollten wir nun Angst vor unseren eigenen Mitschülern haben? Besteht für unsere Lehrer begründete Angst Opfer einen Attentats zu werden? Kann man der eigenen Schule also nicht mehr vertrauen? Was für persönlicher Erkenntnisse zogen wir – Schüler, Eltern und Lehrer – aus dem Amoklauf von Winnenden?

 

 

 

„Ich saß im Auto und erfuhr durch das Radio die grausame Nachricht, die sich als noch grausamer erweisen sollte, da es am Anfang ja noch hieß, es gäbe wenig Tote. Die erste Frage, die einem da durch den Kopf geht: Was ist mit meinen eigenen Kindern? Die Angst um die Kinder und auch die Hilflosigkeit prägen einen in einem solchen Moment.“ So beschreibt es Olga Hoppe, Mutter zweier Kinder am Goethe-Gymnasium. „Man kann ja nie wissen, wo so etwas passieren kann: im Krankenhaus, im Supermarkt oder eben in der Schule, daher ist für mich die Schule jetzt nicht gleich ein unsicherer Ort. Vielmehr ist es wichtig, mit den Kindern zu reden. Man sollte sie so weit erzogen haben, dass sie nicht mobben oder im Internet ‚bösartige‘ Seiten anschauen. Und für mich ist es selbstverständlich mit Luisa über Computerspiele und das Internet zu reden, außerdem muss man gerade jetzt mit den Kindern über die Geschehnisse reden, damit sie das auch richtig verarbeiten können.“

 

 

 

Luisa Hoppe, ihre Tochter und Schülerin der 5. Klasse, beschreibt ihre Gefühle und Gedanken zu dem Thema: „Nachdem ich das erfahren habe, bekam ich schon Angst. Es war so ein mulmiges Gefühl zu wissen, morgen auch in eine Schule gehen zu müssen, die vielleicht auch Ziel eines Amoklaufes werden könnte. Genauso kann ich aber auch sagen, dass ich in den letzten Tagen im Schulalltag nicht auf die Gedanken kam, Mitschüler auszuchecken und zu prüfen oder Angst vor unserer Schule zu haben. Ich sehe sie immer noch als sicher. Die Erkenntnis, die ich daraus gezogen habe, ist wohl, dass ich versuchen werde in Zukunft niemanden absichtlich auszugrenzen, um zumindest so einem vermeintlich weiteren Attentat vorzubeugen.“

 

 

 

„Meine Mutter hatte mich so gegen Mittags angerufen und mir die Nachricht erzählt. Ich fand es im ersten Moment krass und empfand, wie womöglich viele, einen tiefen Schock. Die Frage, dir mir durch den Kopf ging, war: Warum? Ich konnte und kann nicht verstehen, wie ein Mensch so vielen anderen das Leben nehmen kann“, berichtet Mareike Panther, Schülerin der 12. Klasse. „Ich mache mir aber keine Sorgen, dass uns das hier am Goethe-Gymnasium auch zustoßen kann. Ich mache mir zwar Gedanken, und klar ist man ein stückweit verunsichert, aber man sollte jetzt schleunigst versuchen gegen einen weiteren Amoklauf anzugehen.“

 

 

 

Philipp Imhof, Informatik- und Mathematiklehrer verdeutlicht: „Die Tat ist unfassbar. Ich dachte mir im ersten Moment: Wieso schon wieder? Am Tag zu vor war ja schon ein Amoklauf in den USA und nun erneut? Ich fand es so unreal. Aber unsicher fühlte und fühle ich mich nicht. Ich denke, wir als Schule müssen uns keine Sorgen machen. Ich finde momentan ist das Wichtigste, dass die Medien versuchen die Tat nicht so darzustellen, dass sie für Nachahmungstäter interessant wird.“

 

Eins ist jedenfalls klar: Der Schock sitzt tief.