Die unergründliche Leichtigkeit

Von unserem Redakteur Julian Lippert (23.03.2004 23:24)

In nur vier Zeilen was zu sagen
erscheint zwar leicht;
doch es ist schwer!
Man braucht ja nur mal nachzuschlagen:
die meisten Dichter brauchen mehr…
(Heinz Erhardt)

Befolgt man den Rat Heinz Erhardts und sucht in einer Buchhandlung oder einer Bücherei nach Gedichten, so nimmt die Auswahl kein Ende. Es gibt Liebesgedichte, Heimatgedichte, Lehrgedichte, Spottgedichte, Heldengedichte, Weihnachtsgedichte und sogar Gelegenheitsgedichte. Sie alle zählen zu der Poesie. Nicht nur in einer Buchhandlung oder in einer Bücherei stößt man auf Gedichte, sondern auch im Alltag begegnen uns täglich verschiedene Formen der Dichtkunst. Das Radio, das Fernsehen und vor allem die Werbung jonglieren gerne mit Wörtern, die sich in irgendeiner Form reimen oder einen bestimmten Rhythmus ergeben, welche dann schnell und einfach einprägsam sind.

Der 21. März ist der Welttag der Poesie, so beschloss es die UNESCO am 15. November 1999 in Paris. Liest und behandelt man heute im Deutschunterricht ein Gedicht, so stellt man fest, dass die Mehrzahl der Gedichte teilweise schon mehrere hundert Jahre alt sind. Die Verfasser dieser Gedichte lebten in einer ganz anderen Welt und die von ihnen verwendete Sprache ist in den Augen der meisten Schüler längst überaltern und somit unverständlich geworden. Es drängt sich natürlich für Schüler die Frage auf, warum die UNESCO gerade für die Dichtkunst einen Gedenktag einführte.

In einer Begründung der UNESCO zu diesem Gedenktag heißt es, dass man die Bedeutung der Dichtkunst im Zeitalter der neuen Informationstechnologien nicht in den Hintergrund rücken darf. Die Poesie müsse weiterhin einen wichtigen Platz im gesellschaftlichen und sozialen Leben zugewiesen bekommen. Gerade Schulen und öffentliche Bildungseinrichtungen sind daher am 21. März dazu aufgerufen, mit Lesungen, Ausstellungen zur Geschichte der Poesie und anderen Aktivitäten einen Beitrag dazu zu liefern, dass die Poesie nicht weiterhin als zwingender und ermüdender Bestandteil des Deutschunterrichtes von Schülern angesehen wird.

Außerdem soll der Welttag der Poesie auch der Förderung der sprachlichen Vielfalt gelten, welche ebenfalls im Zeitalter modernster Kommunikationstechniken immer weiter an den Rand gedrängt wird. So kann die Poesie Sprachen und vor allem Dialekte, die vor dem Aussterben bedroht sind, in unvergleichbarer Weise Ausdruck und Gewicht verleihen. Für viele Sprachwissenschaftler bedeutet daher die intensive Auseinandersetzung mit der Dichtkunst gleichzeitig auch eine Identifikation mit dem Kulturgut Sprache. In vielerlei Hinsicht ist die Poesie die einzige literarische Form, welche den Gefühlen und den Gedanken des Verfassers einen unvergleichbar starken Ausdruck verleiht.

Aber ganz so tot ist die blaue Blume der Poesie noch nicht. Zwar scheinen unter dem Hintergrund unserer materialistischen Spaßgesellschaft jegliche Ansätze von Poesie förmlich erdrückt zu werden, aber in den Tiefen des Internets regt sich eine zunehmende Fan-Gemeinde, die sich mit Gedichten jeglicher Art beschäftigt und eifrig untereinander austauscht. Seminare werden angeboten, die sich intensiv mit Lyrik auseinandersetzen. An außergewöhnlichen Orten finden Treffen statt, die sich inhaltlich mit dem Landstrich und den daraus stammenden Autoren beschäftigen, Ausflüge und Gespräche mit Gästen aus dem Literaturbetrieb einschließen und durch hochkarätige Dozenten einen ganz neuen Zugang zur Dichtung eröffnen. Fernlehrgänge vermitteln »Das lyrische Schreiben« Schritt für Schritt und helfen literarische Begabungen zu entfalten. Öffentliche Vortragwettbewerbe in den großen Zentren Berlin, Hamburg und Köln finden vor wachsendem Publikum regelmäßig statt und erhalten Kultcharakter.

Die Poesie gehört genauso wie die Musik oder das Theater zu unserem kulturellen Leben, wurde aber in unserem schnelllebigem Alltag immer mehr verdrängt. Deshalb ist der Welttag der Poesie am 21. März genau der richtige Tag, um sich wiedereinmal näher mit einem Gedicht zu beschäftigen und sich zu fragen, was der Dichter mit seinem Werk wohl sagen möchte. Denn eins haben alle Gedichte gemeinsam; sie sind alle tiefgründiger, als sie auf den ersten Blick erscheinen.

Manchmal kommen sie wieder,
Die kleinen Tränen sacht,
Tragen Erinnerungen,
In die dunkle Nacht.

Tragen ein kleines Licht,
Bis hin zu mir,
Ein Licht der Erinnerung,
Ein Licht von dir.

Es erhellt dein Foto,
Das neben mir steht,
Und erinnert mich, dass auch ein Traum,
Einmal zu Ende geht.

Du hast die Welt verlassen,
Und mich lässt du allein,
In ewiger Liebe.
Wollten wir doch zusammen sein.

Uns trennt jetzt der Himmel,
Doch trotzdem bist du nah,
Als kleines Licht im Herzen,
Da bist du immer da.

Und dann wenn ich dich brauche,
Fallen Tränen wieder sacht,
Als kleine Erinnerung,
In die dunkle, kalte Nacht!
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Hallo meine Lieben Freunde; hoffe, dass es euch gefallen wird!!
Gruss Jvan
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Vieles könnten wir verstehen,
Vieles könnte besser gehen,
Könnten wir die Welt so drehen.
Und sie mit Kinderaugen sehen!