E10 – Die Lösung oder nur der Beginn eines neuen Problems?

von unserem Redakteur Philipp Dittmar (21.03.2011)

Verzweiflung an Deutschlands Tankstellen macht sich breit: Die Unsicherheit über den zu wählenden Kraftstoff ist praktisch greifbar. E10 – Ja oder Nein? Niemand ist sich sicher, ob das eigene Vehikel den neuen Ökokraftstoff verträgt oder ob es gleich an der nächsten Straßenecke liegenbleibt. Die neue Superwaffe der Mineralölkonzerne wirft Fragen über Fragen auf. Doch was hat es mit E10 genau auf sich?

 

 E10 – Das große Fragezeichen an Deutschlands Zapfsäulen

 

E10 sollte die Lösung für viele Probleme werden: Die Umwelt sollte geschont, das Image der Ölkonzerne und der Regierung aufpoliert und die Bevölkerung zufriedengestellt werden. Doch die neue Variante des Super Plus-Benzins stellt sich als Ladenhüter heraus. Viele Autos scheinen das Benzin mit 10% beigemischtem Ethanol nicht zu vertragen.

 

 

 

Niemand scheint sich sicher zu sein, ob der eigene Wagen den neuen Bio-Sprit verträgt, obwohl es offizielle Listen gibt, in denen alle Autos aufgeführt sind, die nicht mit E10 betrieben werden können. Doch auch diese Listen können die verunsicherten Gemüter der deutschen Autofahrer kaum beruhigen. Das Problem ist, dass die Hersteller zwar angeben, dass ihre Autos E10 vertragen, doch diese Angaben sind keinesfalls verbindlich. Gehaftet wird im Ernstfall nicht nicht und der Kunde bleibt letztendlich auf seinen Kosten sitzen.

 

 

 

Weder der eigens wegen E10 einberufene „Benzingipfel“ noch der Ruf nach Klarheit aus allen Riegen der Parteien haben bisher dazu geführt, dass Licht in das Biosprit-Dunkel gebracht wurde. Zwei Drittel der Deutschen fürchten eine Beschädigung des eigenen Autos und greifen daher lieber zum altbewährten Super Plus. Nur zehn Prozent sind bereit, ohne eine eindeutige Haftungserklärung E10 zu tanken. Die Ölindustrie versucht indes verzweifelt, die Autofahrer zum Tanken des neuen Kraftstoffes zu bringen, doch die schwankenden Preise, die tendenziell eher steigen, haben nicht gerade dazu geführt, dass die Bevölkerung der Branche blind vertraut. Gerade einmal 27 Prozent glauben den Angaben, dass E10 keine Schäden verursache.

 

 

 

Bei diesem Loch an Informationen und der allgemeinen Verunsicherung hilft auch die Tatsache, dass sogar die Polizei auf den Biosprit vorerst verzichtet, nicht wirklich weiter.  Jessica Wessel, Landespolizeiamtssprecherin von Schleswig-Holstein, erklärte: „Bevor wir unseren Fuhrpark komplett lahmlegen oder größere Reparaturen provozieren, gehen wir auf Nummer sicher.“ Grund sei, dass es noch keine „eindeutigen Aussagen von Herstellern und Werkstätten zur Verträglichkeit“ gebe. Die nahe Zukunft von E10 sieht somit wohl eher düster aus. Der große Preisunterschied zu der traditionellen Form des Super Plus rührt größtenteils daher, dass die Raffinerien mit einer größeren Nachfrage an E10 gerechnet haben und nun fürchten, auf ihrem Kraftstoff sitzen zu bleiben.

 

Bundesumweltminister Norbert Röttgen beteuert indes, dass die Regierung keineswegs die Einführung von E10 verordnet habe. Sie habe lediglich den Weg bereitet, damit die Konzerne die Biokraftstoffquote von 6,25% erreichen können. Dieser Aussage kann man durchaus Glauben schenken, wenn man bedenkt, dass selbst Röttgen letzte Woche nicht mit Gewissheit sagen konnte, dass sein eigener Wagen E10 verträgt.