„Einer flog übers Kuckucksnest“Eine Nachlese

Von unserem Chemie- und Sozialkundelehrer H.J. Prauß (Gewalt)

Wie versprochen wollen wir Euch über das von Magistratsdirektor M. Gille initiierte Treffen im Kasseler Rathaus am Mittwoch, den 25. April 2001 informieren:

Die ca. zehn Lehrerinnen und Lehrer kamen aus den unterschiedlichsten pädagogischen Bereichen, angefangen vom Gymnasium (Goetheschule), über die Berufsschule (Martin-Luther-King-Schule), einer Privatschule (Ursulinenschule Fritzlar), Berufsorientierungslehrgängen (Schüler ohne Hauptschulabschluss) usw. Während die empörten Äußerungen in Herrn Gilles Einladungsschreiben noch gemeinsam als überzogen kritisiert worden sind (vgl. Umlauf Online), wurde das Verhalten der Jugendlichen während der Theatervorführung „Einer flog übers Kuckucksnest“ unterschiedlich gewertet. Einerseits erschien das Verhalten bis auf Ausnahmen als noch akzeptabel, andererseits wurde die Passivität einzelner Aufsichtspersonen kritisiert bzw. damit zusammenhängend die massiven Störungen einer größeren Gruppe von Schülern deutlich verurteilt – so hätten die Schauspieler nur auf intensives Bitten hin das Stück zu Ende geführt.

Als Ergebnis konnte jedoch festgehalten werden, dass das Theaterstück und ihre Darsteller – auch in ihrer Umsicht – ein Lob verdient hätten, demgegenüber die pädagogische Vorbereitung nicht ausreichend gewährleistet gewesen sei. Andererseits stellte sich die Frage, ob dieses Stück – so wie es Tammo Wündisch in seiner Kritik bereits dargelegt hatte – das unterschiedliche Niveau der Schülergruppen überbrücken konnte, bzw. die Schüler an ihrem Wissensstand abgeholt wurden. Weiterhin wurden „Massenveranstaltungen“ mit z.T. „schwierigen“ Jugendlichen als wenig geeignet angesehen.

Unser Vorschlag, den türkisch-deutschen Film „Die Besiegbaren“ als Grundlage einer erneuten Auseinandersetzung über Jugendgewalt einzusetzen, wurde abschließend als Möglichkeit in Betracht gezogen. So hat Herr Gille sich bereit erklärt, einen zweiten Aufführungstermin für diesen Film mit dem Bali-Kino abzusprechen und im Anschluss Laienschauspieler des Filmes zu Wort kommen zu lassen, um das Thema Gewalt auf einer etwas realistischeren Ebene zu diskutieren.

Übrigens: Der türkisch-deutsche Film „Die Besiegbaren“ ist ein Projekt des Fachbereichs Sozialwesen (GHK) unter Leitung von Herrn Prof. Nolde, handelt von türkisch-deutschen Jugendproblemen und wurde von Laiendarstellern im Frühjahr 2001 fertiggestellt. Der Film ist auf Videocasette zum Preis von 15,- DM im Fachbereich Sozialwesen erhältlich.