Einschlafprobleme

(16.02.2001 17:54)

 

Ein Schüler kommt völlig übermüdet von einem anstrengendem Schultag nach Hause, isst schnell etwas, rennt völlig überhastet aus dem Haus und eilt zur Bahn, da er sein Fußballtraining nicht verpassen darf. Nach zwei Stunden Leistungssport macht er sich wieder auf den Weg nach Hause, denn morgen schreibt er eine Arbeit, für die er dringend noch lernen muss. Mit einer Pizza auf dem Tisch beginnt er den Stoff in- und auswendig zu lernen – und wenn es geht, ihn auch noch zu verstehen. Schließlich ist es bereits zwei Uhr nachts, der Lernende ist nicht viel schlauer geworden und beschließt einen Spicker zu basteln. Nach einer guten Viertelstunde ist er fertig und entscheidet sich, ins Bett zu gehen und sich wenigstens für die restlichen Stunden ein bisschen Schlaf zu gönnen.

Zu spät ins Bett und das, obwohl am nächsten Tag eine Arbeit ansteht. Ob das auf Dauer gut geht?

Obwohl er völlig müde ist, kreisen seine Gedanken nur um die morgige Arbeit. Vorwürfe quälen ihn. Er hätte früher lernen müssen und sich die Zeit besser einteilen sollen. Jetzt wird er voraussichtlich wieder eine schlechte Note schreiben und die Eltern werden ihm verbieten zum Fußball zu gehen. Nach langem hin und her wälzen, schläft er dann doch endlich ein. Sein Schlaf ist aber nur von kurzer Dauer, knapp 4 Stunden. Am Morgen danach verschläft er und muss zur Schule rennen. Gerade noch rechtzeitig kommt er im Klassenzimmer an, aber wie soll er sich bloß mit solch furchtbaren Kopfschmerzen und den geschwollenen Augen, die weh tun, auf die vorgegebene Arbeit konzentrieren? Er wünschte, er könnte die Zeit zurückdrehen, damit er noch mal die Chance bekäme, alles in Ruhe zu lernen und vor allem ausgeschlafen zu sein, um wenigstens nicht gegen diese Kopfschmerzen ankämpfen zu müssen. Diese Probleme sind wohl allen Schülern bekannt. Die Hauptursache dafür ist, dass wir uns die Zeit nicht richtig einteilen können. Wir tun alles flüchtig und in Eile. Es kommt zu ständigen Stresssituationen. „Och, hätte ich nur ein bisschen mehr Zeit…“, hört man häufig. Da wir sie aber nicht haben, sehen wir uns gezwungen, irgendwo Zeit einzusparen. Schule kürzen? Es ist sicherlich ein Traum von vielen, aber leider unmöglich. Hobbys in den Hintergrund stellen? Aber nein, wo kämen wir denn da hin? Wie heißt doch gleich dieses schöne Sprichwort? Erst die Arbeit, dann das Vergnügen. So sehen wir das auch! Erst die Schule, dann die Hobbys. Nun bleibt natürlich nicht mehr viel zu kürzen. Der Schlaf muss darunter leiden, immerhin tun wir da nichts sinnvolles, außer uns ein wenig zu erholen und dazu braucht man keine acht Stunden, fünf reichen völlig. So denkt jedenfalls ein Großteil von uns so angeblich beschäftigen und geforderten Schülern. Leider ist das Erholen nicht das einzige, was wir mit dem Schlaf zusammen verringern. Man muss sich das folgendermaßen vorstellen: In der Regel schlafen wir alle etwa acht Stunden, obwohl es natürlich Einzelfälle gibt. Den einen genügen sechs und der andere benötigt möglicherweise elf Stunden Nachtruhe. Gehen wir mal von diesen acht Stunden aus. In wissenschaftlichen Studien wurde bewiesen, dass der Schlaf in drei wesentliche Phasen eingeteilt werden kann: Nach dem Einschlafen gleiten wir hinüber zur Tiefschlafphase. Unser Atem verlangsamt sich und wird dadurch regelmäßiger und tiefer. Die Anzahl der Herzschläge, der Blutdruck sowie auch die Körpertemperatur sinken. Unsere Muskel entspannen sich und schließlich werden unsere Hirnströme langsamer. Nun wird unser Schlaf leichter und bei einigen kommt es sogar vor, dass sie kurz aufwachen, schnell aber wieder einschlafen und sich am Morgen danach nicht mehr daran erinnern können. In dieser Tiefschlafphase tankt der Körper neue Energie, erholt sich von den Belastungen des Vortages und schaltet auf Stand-by-Betrieb. Gleichzeitig werden die Zellen erneuert und das Immunsystem wird gestärkt.
Die nächste Phase des während des Schlafes ist die Traumphase. Sie Wird auch REM-Schlaf (Rapid Eye Movement) genannt, aufgrund der intensiven Augenbewegungen. Während diesem REM-Schlaf ist die Muskulatur zwar weiterhin entspannt, aber die Atmung wird wieder unregelmäßiger, der Herzschlag schwankt, der Blutdruck steigt und das Gehirn wird gut durchblutet, was auch nötig ist, da es jetzt auf Hochtouren arbeitet. Während dieser Phase werden die Lern- und Gedächtnisfunktionen trainiert, Informationen ein- oder aussortiert und im Langzeitgedächtnis gespeichert. Am Anfang dieser Traumphase erleben wir nur kurze Träume, erst kurz vor dem Aufwachen träumen wir bis zu 60 Minuten an einem Stück. Die Träume entwickeln wir durch Dinge, die uns im Wachleben beschäftigen oder Signale, die wir während dem Tag unbewusst registriert haben. Sie sind ein „Fangnetz“ für unerledigte Sachen und nach Freud sollen sie die Erfüllung tief verborgener Wünsche darstellen. Daher kann auch jeder nur individuell seine Träume deuten und vielleicht Hinweise zu Lösungen finden. Im Übrigen ist das Träumen eine effektive Form von Gedächtnisbildung und eine ebenso gute Methode um Stress abzubauen.
Diese Tiefschlaf- und Traumphasen dauern in der Regel 80-110 Minuten und wiederholen sich 3-5 Mal pro Nacht. Nun kann man auch besser verstehen, warum fehlender Schlaf oder Schlafentzug so negative gesundheitliche Auswirkungen auf uns hat. Es kommt dann meistens zu Konzentrationsstörungen, Gereiztheit, Ungeduld sowie zu Gedächtnis- und Lernproblemen und im schlimmsten Fall sogar zu Wahnvorstellungen. Es helfen hier keine Tabletten, jedenfalls nicht auf langfristige Sicht. Das einzige Heilmittel ist und bleibt ein ausgiebiger Schlaf. Dabei wird hauptsächlich die Tiefschlafphase nachgeholt, um den Körper die nötige Ruhe zu verschaffen. Um uns vor Schlafstörungen und den sich daraus ergebenden Auswirkungen auf unsere Gesundheit zu schützen, sollten folgende Punkte beachtet werden:
Probleme in der Schule vermeiden oder sie so schnell wie möglich lösen
Jegliche Art von Stress versuchen zu verhindern
Alkohol, Nikotin, Medikamente, Tee oder Kaffee vor dem Schlafengehen nicht mehr konsumieren
Eine zu hohe Zimmertemperatur vermeiden (ideal: 17°C)
Die Matratze darf weder zu weich noch zu hart sein
Auf gesunde Ernährung achten und vor dem Schlafengehen gar nicht mehr essen