von unserer Redakteurin Gianna Dalfuß (1.12.2010)
„Terrorismus: politisch motivierte Gewaltanwendung vor allem durch revolutionäre oder extremistische Gruppen und Einzelpersonen. Mit auf besonders hervorragende Vertreter des herrschenden Systems oder bestimmte Bevölkerungstruppen gezielten oder auch wahllos in die Bevölkerung treffenden direkten Aktionen will der Terrorismus die Hilflosigkeit des Regierungs- und Polizeiapparats gegen solche Aktionen bloßstellen. Die internationale Verbreitung des Terrorismus wirft erhebliche rechtliche und praktische Schwierigkeiten bei der Bekämpfung auf.“ (Definition Terrorismus aus dem Duden für Allgemeinwissen 2000)
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Diese Definition von Terrorismus muss Deutschland zurzeit am eigenen Leib erfahren. Die verhältnismäßig kleine Gruppe von al-Qaida Aktivisten, deren Kern auf ca. 2700 Mitglieder geschätzt wird, schafft es nicht nur Deutschland, sondern auch die USA und ganz Europa in Schach zuhalten. Mittwoch den 17.11.2010 gab Bundesinnenminister Thomas de Maizière die konkreten Erkenntnisse über Terroranschläge gegen Ende November in einer Pressekonferenz bekannt. Schon seit Mitte des Jahres gäbe es Hinweise, die sich nun konkretisierten, sodass eine höhere Polizeipräsenz sowie stärkere Kontrollen an Flughäfen usw. für nötig gehalten werden. De Maizière kommentierte die aktuelle Sicherheitslage in Deutschland mit den Worten: „Es gibt Grund zur Sorge, aber keinen zur Hysterie.“
Diese Aussage löst in der Bevölkerung ganz unterschiedliche Einschätzungen der Situation aus. Einige glauben nicht ernsthaft an einen Anschlag, schließlich gab es schon vor ca. einem Jahr die Videodrohung des jungen Al-Qaida Mitglieds Bekkay Harrach, der für eine erhöhte Alarmbereitschaft der Bundesregierung sorgte. Allerdings kam es nie zu einem Anschlag, sodass die Ernsthaftigkeit dieser Androhungen infrage gestellt wird. Andere nehmen die Warnung durchaus ernst und versuchen, durch erhöhte Aufmerksamkeit die Sicherheitsbestrebungen zu fördern. Die Meldungen von verlassenen Gegenständen und Gepäckstücken sind in die Höhe geschnellt und auch auf den Anzeigetafeln einiger U-Bahnhöfe wird daran erinnert, die Augen offen zu halten.
Allgemein fällt diese Teilung auch bei einer kleinen Umfrage im PoWi-Leistungskurs des 13er Jahrgangs des Goethe-Gymnasiums auf. „Ich denke das ist alles nur Panikmache“, sagt Kirsten Albrecht. Cem Tosun hingegen glaubt an die Terrorwarnungen. Das Thema werde von den Medien unnötig aufgebauscht, sagt Ludolf Dührsen und auch Niklas Wilhelm ist der Meinung: „Es besteht zwar Gefahr, aber ganz ehrlich, es sterben wesentlich mehr Menschen bei Autounfällen oder verhungern. Warum wird gleich so eine Panik daraus gemacht? Dann dürfte ich mich schließlich auch nicht mehr ins Auto setzen.“ Manch einer mag auch an die Verschwörung der Regierung glauben und vermutet in kürzester Zeit Steuererhöhungen oder Ähnliches, von denen die Terrorwarnung ablenken soll. Allerdings hat diese Theorie bei der Umfrage keine Zustimmung gefunden.
Doch nicht nur die Diskussion über die Ernsthaftigkeit der Drohung beschäftigt die Deutschen, sondern auch die Frage über den umstrittenen Afghanistaneinsatz findet erneut Interesse. Schließlich macht sich Deutschland durch seine Truppen in Afghanistan automatisch zum möglichen Ziel von al-Qaida, wie auch Gregor Gysi in einem Interview bestätigt. Ob wir schon in wenigen Tagen den Schrecken einer explodierten Bombe verdauen müssen, oder sich die Drohungen in Luft auflösen ist abzuwarten.