Erst die Pflicht, dann die Kür

von unserer Redakteurin Alisa Schmitz (07.12.2009)

Jedes Kind in Deutschland ist dazu verpflichtet, es zu tun. Wenn es das nicht tut, wird es oder seine Verantwortlichen dafür bestraft.

 

Die Schulpflicht ist nicht im Grundgesetz verankert, aber ist in jeder Verfassung des jeweiligen Bundeslandes als Gesetz festgelegt. Dies ist bestimmt durch den Artikel 7 Absatz 1 im GG: „Das gesamte Schulwesen steht unter der Aufsicht des Staates.“

Das Bundesland Hessen hat diese Pflicht zum Gesetz gemacht.

 

   

 Mindestens Neun Jahre lange muss

für eine gute Leistung der Finger

immer oben sein 

 

Somit müssen alle „Kinder, Jugendlichen und Heranwachsenden, die im Lande Hessen ihren Wohnsitz oder gewöhnlichen Aufenthalt oder ihre Ausbildungs- oder Arbeitsstätte haben“ (HschG §56 Abs. 1) eine deutsche Schule besuchen. „Soweit ich weiß, muss man bis zur 10. Klasse in die Schule, was ich auch für richtig halte“, erklärt Youis Mohamoud aus der Klasse 10e. Nach der Hessischen Verfassung sind die Vollschulzeitpflicht bis zur Jahrgangsstufe 9 – also bis man einen anerkannten Schulabschluss absolviert hat. Damit ist es nur leider nicht immer getan: Wenn man innerhalb des nächstes Jahres keine weiterführende Schule besucht oder eine Ausbildung beginnt, kann die Vollschulzeitpflicht um ein Jahr verlängert werden, bis man seinen Realschulabschluss geschafft hat.

 

Wie in jeder Verfassung und bei jedem Gesetz, gibt es Lücken und Wege, wie man dies umgehen kann. Schon bei der Einschulung fängt es an. Auf Antrag hin kann ein Kind verspätet eingeschult werden, wenn es psychisch oder körperlich unterentwickelten ist, genauso wie Kinder, die zur geplanten Aufnahme in die Grundschule keine erforderlichen deutschen Sprachkenntnisse besitzen ein Jahr warten können, in welchem sie dieses fehlende Wissen aufholen müssen. 

 

   

 In Amerika dürfen auch

die Eltern die Funktion

des Lehrers übernehmen

(Quelle: www.cdu-politik.de)

 

„Ich finde es wichtig, dass es die Schulpflicht gibt, obwohl ich auch ohne diese zur Schule gehen würde – Bildung ist wichtig und notwendig, gerade für einen guten Job“, erläutert Katharina Bieniek, 15 Jahre alt.

 

Doch nicht Wenige sehen das anders. Gerade Eltern beklagen sich oft über fehlende Disziplin, mangelnde Werte, manchmal auch zu geringen religiösen Einfluss in der Schule. Nicht nur, dass die Institution „Schule“ zur Ausbildung dient, sie ist mittlerweile ein fester Bestandteil der Erziehung geworden. „Schule ist mit das Wichtigste was es gibt. Man lernt nicht nur Fakten, sondern auch das Leben miteinander und mit fremden Kulturen“, konstatiert Nemanja Radisavljevic aus der Jahrgangsstufe 13. Er selbst kam aus Serbien und hoffte auf bessere Bildungschancen in Deutschland.

 

Auch wenn sich immer mehr Kinder unter dem großen Leistungsdruck durch G8 und generell der „Ellbogen-Gesellschaft“ beweisen müssen, hat die Schule auch noch andere Aspekte zu bieten: „Schule ist ja nicht nur lernen – so kann ich auch jeden Tag meine Freunde sehen“, fügt Katharina noch hinzu.