Gewalt in den Medien

Von unserem Redakteur Lazar Backovic (07.12.2003 23:40)

Mit Blut verbundene Aktion statt eines harmlosen Westerns, Ego-Shooter am PC spielen statt mit der selbstgebastelten Zwille schießen, Verherrlichung von Gewalt statt Aufklärung: Leider ist Gewalt in den Medien alltäglich. Durch Filme und Videos, die gewalttätige Inhalte vermitteln, ist die Gewalt für jeden präsent. Wenn ein Minderjähriger den Fernseher gegen 22 Uhr einschaltet, wird er mit diesem Thema konfrontiert. Er hat zwar die Möglichkeit, die Gewaltszenen per Knopfdruck zu beenden, aber es besteht eine ungeheuere Faszination.

Der beliebteste Ego-Shooter:
Counter-Strike

Martin, 15, geht auf eine Netzwerk-Party, um mit seinen Freunden sogenannte „Ego-Shooter“ wie z.B. Quake, Counter-Strike und Unreal Tournament zu spielen. Die Liste der Ego-Shooter-Spiele ist endlos. Martin und seine Freunde spielen mit Begeisterung. Aber was löst das virtuelle Töten nun bei einem Jungen in diesem Alter aus?

Auch im Kino gibt es viel Gewalt und an Altersvorgaben wird sich nicht gehalten (Foto: Kill Bill)

Gewalt in den Medien nimmt immer weiter zu. Werde Kinder und Jugendliche durch rohe Gewalt (beispielsweise im Fernsehen) Weise beeinflusst oder gar aggressiv? Der „Normalfall“ ist, dass kaum eine Beeinflussung stattfindet. „Sie können so etwas verarbeiten,“ so Prof. Dr. Ben Bachmaier, Medienexperte und Pädagoge an der Universität Kassel. Wir verarbeiten hauptsächlich, indem wir über Gewalt in Ego-Shootern (z.B. Counter-Strike) oder in brutalen Filmen (z.B. Kill Bill) reden. Ein vorzeitiges Fazit: Brutal bleibt zwar brutal, aber eine seelische Beeinträchtigung findet in stabiler Sozialisationsumgebung eher selten statt.
„Allerdings,“ mahnt Bachmaier, „gibt es Einzelpersonen, die umkippen.“ Mit „Umkippen“ meint Prof. Dr. Bachmaier, labile und schwache Persönlichkeiten, die durch gewalttätige Filmszenen psychisch gefährdet seien. Zudem sollten Kinder diese besagten Filme auch nicht sehen. Aber viele Eltern stehen der Auswahl von Filmen, Videos und Fernsehprogrammen, das ihre Kinder wählen, mit Gleichgültigkeit gegenüber. „Unsere Gesellschaft ist verantwortlich, dass Jugendliche, die vom seelischen Umkippen bedroht sind, vor Gewalteindrücken im Fernsehen geschützt werden müssen. Aus diesem Grunde gibt es Altersbeschränkungen, die sinnvoll sind und ernstgenommen werden müssen.

Warum ist ist die Gewalt bei uns Jugendlichen so weit verbreitet?

„Gewalt ist ein Gefährdungspotenzial,“ legt der Professor dar, und eine Projektion vom Film auf das reale Leben durchaus erkennbar. Die Konfliktlösung in Filmen besteht häufig darin, dem Gegenüber einfach mit Gewalt zu entgegnen. Wir sollten nur auf die Straße oder in die Stadien gehen, um dieses vor Augen geführt zu bekommen. Erinnerungen an den April des letzten Jahres werden wach, als Schüler des Erfurter Gutensberg-Gymnasiums Blöcke mit Hilferufen gegen das Fenster ihres Klassenraums pressten, als Sondereinsatzkommandos mit schwersten Waffen vor dem Schulgebäude aufmarschierten, als Schüler weinend aus ihrem Schulgebäude rannten.

Doch was war eigentlich mit dem Amokläufer Robert Steinhäuser? „Der war einfach nur labil,“ antwortet der Fachmann ganz trocken. Er ergänzt, dass durch Robert Steinhäuser allen eine große Angst eingejagt worden sei. Das Thema Gewalt sei durch die Medien zum Skandal gemacht worden. Doch Erfurt ist in unseren Köpfen und wird oft mit dem Thema Gewalt assoziiert. Doch was unterscheidet die Mehrheit der Bevölkerung, die Gewaltaktionen ablehnen, von der Gruppe der Labilen,

Brutale Shooter sind Massenware

die anfällig für Aggressionen sind? Bachmaier erklärt, dass der Normalfall folgendermaßen aussehe: „Wir reden mit Freunden über das Gesehene“, betont er mehrfach. Ein gesundes Maß an Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein seien auch nötig, um rohe Gewalt zu verarbeiten. „Und durch unsere positiven Lebensehrfahrungen schaffen wir es, uns von Gewalt in den Medien nicht sonderlich beeindrucken zu lassen.“ Das Thema Gewalt in den Medien wird häufig mit dem Fernsehen verbunden, doch was ist mit anderen Medien? Ich möchte nicht nur das Fernsehen kritisieren. Das Internet ist beispielsweise viel schwieriger zu überschauen als unser Fernsehprogramm. „Es gibt keine Zeitgrenzen,“ erklärt der Medienpädagoge. Kinder und Jugendliche können sich den ganzen Tag lang Material mit gewalttätigen oder pornographischen Inhalten anschauen, denn Zensuren im Internet gibt es kaum. Unsere Gesellschaft verschließt davor die Augen.

Eine Erfurter Schule wird zum Ziel eines Labilen

Der Inhalt dieser Seiten sei einfach unseriös und oft widerlich. Diese Eindrücke können das Fass einer für Gewalt anfälligen Personen zum Überlaufen bringen. Letztendlich sollte sich keiner schämen, wenn er nicht so „hart“ sei wie die anderen. Natürlich werden weiterhin Action-Filme gesehen und Computer-Spiele gespielt, die das virtuelle Töten eines Menschen beabsichtigen, aber es gibt eine breite Auswahl witziger und intelligenter Spiele, die eine echte Alternative darstellen.

Das Internet ist ein unüberschaubarer Ort der Gewalt