Glück gehabt Herr Schröder!?

(16.11.2001 21:52)

Nun hat es unser Gerhard doch noch geschafft. Die Vertrauensfrage ist überstanden, die rot-grüne Koalition bleibt bestehen und es finden keine Neuwahlen statt. Doch was bedeutet dieses Ergebnis eigentlich?

„Spagat von «Bündnis 90/DieGrünen»“
Eine halbe Stunde vor Kabinettsentscheidung über den Einsatz der Bundeswehr beraten Bundeskanzler Gerhard Schröder und Joschka Fischer. Foto: Stern 47, S.36

Ein Kommentar von Niklas Siegner

Ist es der Beweis für den Zusammenhalt der Regierungskoalition, oder zeigt es viel mehr erneut, wie sich die Grünen immer mehr von ihren Gründungsidealen entfernen? Die ehemaligen Querdenker und Widerständler um Joschka Fischer und Claudia Roth haben eine wohl einmalige Chance verpasst, die Politik in Deutschland maßgebend zu lenken und das Vertrauen der Basis wiederzuerlangen. Denn mittlerweile dürfte so ziemlich jeden klar sein, dass unser Herr Bundeskanzler wohl doch etwas voreilig handelte, als er enthusiastisch die „uneingeschränkte Solidarität Deutschlands mit den USA im Kampf gegen den Terrorismus“ verkündete. Schließlich gehen immer mehr Leute auf die Straße, um gegen den Krieg in Afghanistan zu demonstrieren; sowohl der Mann auf der Straße, als auch immer mehr deutsche Prominente sprechen sich gegen die Militärschläge aus. Wäre die Vertrauensfrage durch die Abstimmung der Grünen zu Ungunsten von Gerhard Schröder ausgegangen, wären ihnen die Sympathien dieser Leute sicher gewesen.

Man muss sich mittlerweile überhaupt fragen, wofür die Grünen denn nun stehen. Vor Jahren als Partei der Pazifisten und Atomkraftgegner gegründet, leisteten die Grünen noch vor einem halben Jahr Widerstand gegen den Einsatz der Bundeswehr im Kosovo und in Mazedonien. Ist es nicht ein Armutszeugnis für eine Partei, dass sie sich offensichtlich immer weiter von ihren Idealen entfernt? War es also nicht eine Zerreißprobe der Koalition, sondern eine zwischen den Grünen und ihren Idealen?