Hörst du schlecht?

von unserer Redakteurin Christine Phieler (02.03.2009)

Diese Frage würden sicher einige gerne denjenigen stellen, die schon morgens in der Straßenbahn oder im Bus so laut Musik hören, dass man auch einige Plätze entfernt noch hört, welche Musikrichtung die scheinbar schwerhörige Person bevorzugt.

 

 

Oft fragt man sich dann, wie es auszuhalten ist so laut Musik zu hören, und dann auch noch beide Stöpsel in den Ohren zu haben. Doch wahrscheinlich merken es viele schon gar nicht mehr, wie laut ihre Musik eigentlich ist, weil sie schon längst an irreparablen Hörschäden leiden, ohne davon zu wissen.

 

 

 
 Ob vom Handy oder vom MP3-Player – zu laute Musik schadet dem Ohr.  

Erst kürzlich erschienen wieder neue Berichte, zum Beispiel in der HNA, dass immer mehr junge Menschen an Hörschäden leiden, die hauptsächlich durch zu laute Musik vom MP3-Player ausgelöst werden. Schon eine Stunde zu laute Musik von tragbaren Musikplayern pro Tag kann diese Schäden hervorrufen. Trotz einer EU-Richtlinie, laut der MP3-Player nicht die 100-Dezibel-Grenze überschreiten dürfen, hören viele Menschen mit einer Lautstärke von bis zu 120 Dezibel. Dies fanden Brüsseler Wissenschaftler heraus.

 

 

Andreas Knöpfel, Musik- und Mathematiklehrer am Goethe-Gymnasium, sieht das Problem schon bei den Schülern der Klasse fünf. Sobald er mit seinen Schülern mittels eines Dezibelmessgerätes misst, wie laut die jeweiligen MP3-Player sind, entsteht nahezu ein Konkurrenzkampf, wessen Gerät denn nun lauter sei.

„Das Problem mit der Lautstärke haben viele Menschen aber noch gar nicht erkannt. Spätere Generationen werden sich wahrscheinlich wundern, welcher Lautstärke wir uns mehr oder weniger freiwillig aussetzen“, sagt Herr Knöpfel. Generell, findet er, wird dem Lärmproblem noch nicht genug Aufmerksamkeit geschenkt.

 

Akustik beeinflusst den Menschen eigentlich in fast jeder Situation und deswegen hat auch die Wirtschaft dieses Thema jetzt für sich entdeckt: „Chips müssen immer lauter knuspern und anhand des Motorengeräusches muss man hören, wie viel PS ein Auto hat“, erzählt Andreas Knöpfel. So werden wir durch Geräusche auch beim Einkaufen beeinflusst. „Vielleicht entwickelt sich daraus ja auch in der Gesellschaft ein größeres Interesse für das Lärmproblem“, fügt Herr Knöpfel hinzu.

 

 

 
 Ein Dezibelmessgerät
 

Um wieder auf das Problem mit dem Lärm zurück zu kommen, es entsteht nicht nur durch zu laute Musik oder Pressluftbohrer auf Baustellen, sondern ist auch auf den Fluren des Goethe-Gymnasium ganz allgegenwärtig. Vor allem im Nebengebäude toben die Schüler in den Pausen durch das Schulgebäude und produzieren dabei natürlich viel Lärm. Um genau zu sein herrscht auf den Fluren des Nebengebäudes, wenn die Schüler nach der Pause wieder in ihre Klassen toben, eine gemessene Lautstärke von etwa 100 Dezibel und das ist sicher noch nicht ihre Bestleistung. Auf den Schulhof des Nebengebäudes verteilt sich der ganze Lärm dann etwas und es herrscht ein Lautstärkepegel von knapp 90dB.

 

Herr Knöpfel findet, dass ein gemeinsames Gebäude den Lärmpegel senken könnte: „Wären alle Jahrgangsstufen zusammen in einem Gebäude, so würden sicher die höheren Jahrgangsstufen den jüngeren Schülern auch mal sagen, sie sollen nicht so laut sein. Durch die zwei Gebäude können aber nur wir Lehrer den Jahrgangsstufen 5-8 sagen, sie sollen nicht so toben.“

 

Nebenbei bemerkt er noch, dass, wenn man im Nebengebäude direkt unter der Pausenklingel steht, man einer Lautstärke von 92db ausgesetzt ist, während schon ab 85db ein Hörschutz empfohlen wird.