Kein Kind bleibt zurück?

Von unserem Redakteur Tim Schaale-Freyth (15.12.2007)

Im nächsten Jahr sind Landstagswahlen in Hessen, und die SPD setzt alles daran die CDU zu stürzen. Aus diesem Grund hat Andrea Ypsilanti, hiesige SPD-Chefin, Rainer Domisch gebeten nach Hessen zu kommen.

 

 

Rainer Domisch arbeitete im finnischen Bildungsministerium und soll im Falle eines Wahlsieges der SPD den Posten des Kultusministers besetzen. Seine Aufgabe wäre dann, das hessische Bildungssystem zu reformieren. Vorbild ist das finnische Bildungssystem, in dem alle Kinder von 8 bis 15 Jahren eine Gesamtschule besuchen, erst dann wird entschieden, ob sie im Anschluss eine Berufsfachschule oder ein Gymnasium besuchen. Nach dem Pisaschock scheint die Idee, vom Bildungstitan Finnland Nachhilfeunterricht zu bekommen bei den Wählern gut anzukommen.

 

Am 03. Dezember stellte Rainer Domisch seine Ideen im Anthroposophischen Zentrum Kassel vor. Während der anschließenden Diskussion wurde viel erklärt, geklatscht, gelacht und das finnische Bildungssystem wie ein päpstliches Dogma gehandelt, wobei das deutsche Schulsystem schon mal als menschenrechtsverletzend abgetakelt wurde.

 

 
Rainer Domisch mit Herrn Grieß (Quelle: vdlia.de)  

Doch auch in einem von Sozialdemokraten durchsetzten Publikum wurde die Frage gestellt, ob der Ausländeranteil an deutschen Schulen nicht ein Hindernis im Reformkurs sei. Leider wurde diese Frage nicht beantwortet. Domisch verwies lediglich auf die verpasste Integration der Gastarbeiter.

 

An dieser Stelle sollte man sich die Frage stellen, ob man Finnland mit Deutschland vergleichen kann. Angefangen bei den Bevölkerungszahlen bis hin zum Regierungssystem könnten Finnland und Deutschland kaum unterschiedlicher sein. Finnland wird zum Bespiel zentralistisch regiert, wogegen Deutschland ein durch und durch föderalistischer Staat ist. Ob sich also das finnische Schulsystem auf Deutschland übertragen lässt, ist zu Recht umstritten.

 

Der Plan der SPD einer weitgehenden Reformierung des Bildungssystems ist noch lange nicht so sicher, wie er schon gehandelt wird. Die Wahl ist noch nicht gewonnen, und ob die Sozialdemokraten allein regieren können, steht noch in den Sternen. Erst dann wird sich zeigen, ob die Ideen des Herrn Domisch in Hessen greifen können.