Von unserer Redakteurin Julia Pfannkuch (09.07.2006 16:06)
Nach einem stressigen Arbeitstag kurzerhand in die Kasseler Auen-Landschaft fahren, um unter Palmen mit Freunden den lauen Sommerabend zu genießen und in das erfrischende Nass einzutauchen, statt allein zu Hause vor dem Fernseher zu sitzen, volle Strandcafes, Sandburgenwettbewerbe und nörgelnde Kinderscharen an der Fulda?
Urlaub am Edersee, aber…
Kein unwirkliches Szenario, denn laut einer Studie des Instituts für Atmosphäre und Umwelt der Universität Frankfurt wird die Jahresdurchschnittstemperatur in Hessen um circa 4,5 Grad ansteigen. In den vergangenen 50 Jahren hingegen wurde es um lediglich 0,9 Grad wärmer. Doch welche Folgen zieht dieser Klimawandel nach sich und welche Konsequenzen lassen sich daraus speziell für Hessen ableiten? Das Hessische Umweltministerium wird in den nächsten Jahren überschaubare Klimaveränderungen für unsere Region darlegen, denn der Treibhauseffekt zeigt bereits jetzt schon seine Auswirkungen.
Natürlich zieht dieser Wandel Umweltkatastrophen wie Hochwasser und Über- schwemmungen durch ein höheres Maß an Niederschlägen, aber auch langanhaltende Trockenperioden nach sich. Wenn man jedoch von diesen negativen Umweltproblemen absieht, könnte sich auch ein gewaltiger Aufschwung in der Tourismusbranche abzeichnen. Wieso nach Mallorca fliegen, wenn die Sonne doch so nah ist? Die Nordseeküste wird plötzlich zum Reiseziel Nr.1 und ein verlängertes Wochenende wird nicht mehr in Tunesien, sondern am Edersee verbracht. Und da die Benzinpreise immer mehr in die Höhe schießen, werden auch gleich die Kosten für den langen Reiseweg gespart.
Durch diese Veränderung würde sich höchstwahrscheinlich das Ambiente in Hessen komplett verändern. Der Tourismus stellt dann eine ganz neue Einnahmequelle dar und würde zum Mittelpunkt des Arbeitslebens vieler arbeitsloser Bauern und Gewerbetreibenden werden. Neue Hotelanlagen an Seen und Flüsse mit großzügigen Promenaden müssten hochgezogen werden. Animateure würden benötigt werden, ebenso die in südlichen Ländern so bekannten Straßenverkäufer. Lebensstil und Mentalität der Hessen würde sich grundsätzlich ändern.
Doch wäre diese Vorstellung wirklich so traumhaft? Nein, denn natürlich würden die Probleme, die in südlichen Länder anzutreffen sind, auch in Hessen auftreten. Was ist mit Tropenkrankheiten wie Malaria oder Heuschreckenplagen? Und was passiert mit den heimischen Pflanzen und Tieren? Können sie sich dem Klimawandel anpassen? Auf diese Fragen müssten Antworten gefunden werden und auf alle Probleme eine Lösung. Sieht man sich den Klimawandel von dieser Seite an, scheint es doch keine so paradiesische Wunschvorstellung zu sein. Da ist es doch fast schöner ist, sich auf den Sommerurlaub in Spanien zu freuen, um nach zwei Wochen wieder nach Hause fahren zu können, ohne an Probleme wie Malaria oder Wasserknappheit zu denken.
Außerdem freuen sich viele Wintersportler am Ende des Sommer bereits auf ihren langersehnten Schnee, um wieder die Pisten hinuntersausen zu können und lange Après-Ski Parties feiern zu können. In dieser Hinsicht können uns Länder wie Spanien und die Türkei doch nicht das Wasser reichen. Da können wir doch richtig froh über unsere jetzigen Temperaturen sein und schauen dem Klimawandel schon fast skeptisch entgegen. Aber gibt es Alternativen?