Von unserer Mitarbeiterin Barbara Solle (12.11.2002 18:37)
«Das an bestimmte – lebende oder historische – Personen gebundene konkrete Bild, das einem heranwachsenden Individuum bei der Verhaltensorientierung behilflich ist», so lautet die Definition für Vorbild.
Albert Einstein und Karl Marx: Vorbilder der 60er-Studentengeneration …
Allerdings sind die Meinungen über Vorbilder oder Idole nicht mehr die Gleichen wie früher. In früheren Zeiten verstanden die Menschen unter der Bezeichnung «Idol» ein Kultbild oder die Plastik einer Gottheit, die wegen ihrer heiligen Macht verehrt wurde.
Heutzutage wird mit «Idol» zum Beispiel ein Sport- oder Musikstar bezeichnet. Dabei wählen die meisten Jungendlichen ihr Vorbild meistens nach dem Aussehen, dem Tanzstil oder den sportlichen Erfolgen aus. Häufig wissen sie nicht wirklich etwas damit anzufangen, denn ein echtes Vorbild beinhaltet mehr als nur gutes Aussehen und Erfolg: Es hat den Charakter eines Ebenbildes.
Kinder und Jugendliche, die ihrem Ebenbild nacheifern, versuchen genauso zu sein wie das Vorbild. Dies kann positive oder negative Auswirkungen haben.
Positiv ist es, sich an einem Menschen zu orientieren, der durch sein Handeln ein Vorbild ist. Negativ ist es, wenn man sein Idol völlig kopieren möchte und so seine eigene Persönlichkeit aufgibt. Idole, die ihre Fehler und Schwächen offen eingestehn, sind als Vorbilder nachahmenswert, denn so lindern sie zum Beispiel die Selbstvorwürfe, wenn die gesteckten Ziele nur teilweise oder mit viel Selbstüberwindung erreicht werden können. Sie geben das beruhigende Gefühl, auf dem richtigen Weg zu sein oder gut voranzukommen. Auch «verkörpern» Idole als Menschen Ideale, die richtungsweisend sind.
Negativ an Idolen ist allerdings, dass sie auch nerven können, weil sie immer wieder beweisen, dass irren menschlich ist und man nicht perfekt sein muss. Das zu begreifen zweifelt unsere Vorstellung oft an und kann sogar dazu führen, dass die Vorbilder entwertet werden. Im Einzelfall wendet man sich vielleicht sogar voller Hass ganz von ihnen ab, weil die Ideale (vorläufig) zerstört sind. Die Ideale kann man jedoch nur behalten, wenn man seine eigenen Schwächen ertragen kann und an den Vorbildern festhält.
Aber wie soll man sich selbst als Vorbild verhalten? Ist es gut, ein Idol für andere Menschen zu sein?
Das häufig nicht zu vermeidende Negative dabei ist, dass vermeintliche Vorbilder ihren Idolcharakter ausnutzen, um gegenüber anderen Menschen selbstherrlich zu dominieren und in Einzelfällen diese sogar schamlos auszubeuten.
Auf der anderen Seite ist das Gute an Idolen sicherlich, dass vor allem junge Leute positiv beeinflusst werden und sich einen Teil des Idols ein bisschen zu Eigen machen können, indem sie versuchen, dem Idol gleichzukommen.
Die Power und der Durchsetzungswillen dieser Vorbilder wirkt ansteckend, ihre Ausstrahlung ist wie ein Funken, der zum Teil ganz neue, unentdeckte Motivationen freisetzt, die sogar zu einer besseren gesellschaftlichen Integration beitragen kann. Schließlich ist es egal, ob Eltern, Stars oder Sportler die Vorbilder sind, solange man ein sinnvolles Ziel vor Augen hat, an dem man sich orientieren kann!