Mein großer Nussknackerabend

Von unserer Redakteurin Viktoria Rosental (14.02.2005 20:07)

„Nur noch 20 Minuten bis zum Auftritt“, sprach eine laute tiefe Stimme durch den Lautsprecher und erreichte damit das ganze Kuppeltheater. Meine Aufregung wurde immer stärker. Der 28. Januar 2005 war „mein“ großer Tag. Nach den vielen, anstrengenden Proben in der Ballettschule „Du shevin“(dt.: herzlich) haben sich unsere täglich dreistündigen Proben nun endlich ausgezahlt.

Unter dem Gewicht meines Ranzens schleppte ich mich nach der Schule zum Kuppeltheater am Friedrichsplatz – noch total müde und verschlafen. „Gar nicht so übel“, dachte ich mir, als ich über den großen roten Teppich ging und mich die Wände zu erdrücken schienen. Doch der Blick auf die Bühne machte mich stutzig. Ich hätte nicht gedacht, dass die Bühne wirklich so klein war. Hinter der Bühne rannten mindestens 150 kleine Kinder von einer Ecke zur anderen.

„Weißt du, wo mein Tüttü ist?“ oder „Meine Strumpfhose hat eine Laufmasche“ , riefen sie lauthals. Schminken, Haare stylen und mich ins Kleid zwängen war das nächste, was ich hinter mich bringen musste. Mit meinen aufgeklebten Wimpern und mit meinem Make-up hätte ein bunter Papagei blasser ausgesehen als ich.
„Alle Walzertänzer zum Probetraining auf die Bühne“, schallte es aus dem Lautsprecher. Ganz ehrlich, unsere erste Probe hat überhaupt nicht geklappt. Meine Gedanken über den Auftritt wurden immer größer: „Wird es wohl klappen, vergesse ich meine Schritte nicht?“ oder „Wie werden die Zuschauer reagieren?“

Hektik und Stress. Nur noch 20 Minuten bis zum Auftritt. Mein Puls schlug immer schneller, meine Hände fingen an zu zittern. Die Minuten rasten nur so an mir vorbei. Das Klackern der spitzen Schuhe ertönte im ganzen Raum. Nun war es endlich soweit, doch das Warten auf meinen Einsatz machte mich wahnsinnig.
„Vika, du bist gleich dran“, flüsterte mir jemand ins Ohr. Ich schaute noch mal an mir herunter und dann ging es auch schon los. Ich lief auf die Bühne, doch meine Angst vor dem Publikum hatte sich aufgelöst. Das Blenden der Scheinwerfer vernebelte mir die Sicht und damit auch meine Angst. Alle Schritte saßen perfekt und ich fühlte mich auf einmal sicher. Der Auftritt verflog in Windeseile. Geschafft! Jubel und begeisterte Gesichter erfüllten den Raum. Am Ende ging ich mit müden Schritten nach Hause. Endlich vorbei, aber ein zufriedenes, glückliches Gefühl!