Mit dir will ich nichts zu tun haben!

(23.11.2001 17:43)

Wem ist das noch nicht passiert: Eine völlig überfüllte Bahn und plötzlich ein fürchterlicher Geruch. Doch wer stinkt so und vor allem warum stinkt er so?
Hat er etwa kein Deodorant benutzt, das diesen unangenehmen Geruch eigentlich verhindern sollte, oder hat er schon wochenlang das Badewasser gescheut?
Genau das geht auch Silke R. durch den Kopf, als sie in einer vollkommen überfüllten Bahn dem stinkenden Schweißgeruch ihres Nachbarmannes hilflos ausgesetzt ist.

Oftmals entscheidend für Erfolg oder Niederlage

Schnell dreht sie ihren Kopf zur Seite. Noch völlig müde von der Party am letzten Abend denkt sie daran, wie sie sich am heutigen Morgen um 5.15 Uhr aus ihrem Bett gequält hat, nur um sich noch schnell zu duschen und das neue Shampoo aus der Werbung auszuprobieren. Dann noch das Deodorant und das neuergatterte Parfüm von Tommy Girl verleihen ihr genau den richtigen Duft, um vor ihren Freundinnen gut dazustehen. Sie hätte sich gar nicht die Blicke ihrer Freundinnen vorstellen wollen, wenn sie mit einer Fettglatze und einem fürchterlichen Geruch in der Schule aufgekreuzt wäre. „Stinki“ hätten sie ihr nachgerufen und möglicherweise hätte sie dieser Ruf noch Jahre danach verfolgt.

Die Meinung von Silke R. vertreten viele aus unserer Gesellschaft. Für sie ist es eine Selbstverständlichkeit, immer ein gepflegtes Äußeres zu haben. Wer nicht nach dem neusten Duft von Calvin Klein oder Laura Biagiotti riecht, vielleicht sogar stinkt, kann schnell zum Außenseiter werden. „Menschen, die ihren übelriechenden Körpergeruch ihren Mitmenschen zumuten, finde ich überaus unverschämt“, so Johannes W., Schüler der Goetheschule, „Ich persönlich dusche mich 2-3 mal am Tag. Ist es nicht ein unangenehmes Gefühl, abends ungewaschen ins Bett zu gehen oder am nächsten morgen, noch verschwitzt von der letzten Nacht, in der Schule aufzutauchen?“. Brigitte S., ebenfalls Schülerin der Goetheschule, findet es dagegen völlig übertrieben, mehrmals täglich zu duschen. Ihrer Ansicht nach ist es vollkommen in Ordnung, einmal wöchentlich den Sprung unter die Dusche zu wagen.

Doch dies sind sicherlich Ausnahmen. Die Mehrheit unserer Gesellschaft befürwortet einen täglichen Gang unter die Dusche, um einen unangenehmen Körpergeruch zu vermeiden.

Doch warum schwitzen wir überhaupt? Um den Organismus zu kühlen, sondern zwei bis drei Millionen Schweißdrüsen, die sich auf unserer Haut befinden, Feuchtigkeit ab. Dabei entsteht täglich ein halber bis ein Liter Schweiß. In den Tropen vergrößert sich diese Menge um ein Vielfaches. Bis zu 10 Litern Schweiß kann ein Mensch sowohl in diesen Gebieten, als auch beim Leistungssport absondern. Probleme mit dem Körpergeruch haben Kinder allerdings noch nicht. Erst mit Beginn der Pubertät beginnt der vom Körper abgesonderte Schweiß nach geraumer Zeit unangenehm zu riechen. Dafür verantwortlich sind die Hautbakterien, die den an sich geruchlosen Schweiß u.a. zu Buttersäure zersetzen. Dies ist allerdings bei jedem Menschen individuell verschieden. Daher haben einige Menschen auch mehr mit einem unangenehmen Körpergeruch zu kämpfen als andere.

„Rund 10%“, so Dr. med. Vivel, kasseler Hautarzt, „leiden unter solch einem übermäßigen Körpergeruch, der sich auch nicht mit den handelsüblichen ‚Hilfsmitteln‘ wie zum Beispiel Deodorant oder Parfüm eindämmen lässt.“
Doch dieser nervige Körpergeruch ist nicht etwa eine neumodige Erscheinung, sondern mit diesem Phänomen mussten sich die Menschen schon seit jeher auseinander setzen.

Bereits zu Zeiten des Sonnenkönigs, versuchte man diesen übelriechenden Körpergeruch nicht etwa mit Waschen, sondern mit Parfüm und anderen Rosendüften zu übertünchen. In dem Roman „Das Parfüm“ von Patrick Süskind wird der Stellenwert von Duftstoffen zu dieser Zeit wohl am schönsten illustriert. Heute ist der Körpergeruch die Goldgrube der Kosmetikindustrie. Und gerade kurz vor dem Weihnachtsfest ist das „Wundermittel“ gegen Körpergeruch – Deodorant oder Parfüm – ein sündhaft teures, und dennoch häufiges Geschenk unter dem Tannenbaum.