Naher Osten: Alles hängt zusammen

Von unserer Mitarbeiterin Petra Bost (28.09.2003 16:42)

Genau ein halbes Jahr ist vergangen, seitdem der Irakkrieg, angeführt von den Vereinigten Staaten von Amerika (USA) und Großbritannien (GB), die Menschen auf allen Kontinenten wochenlang bewegte. Massive Demonstrationen gegen diesen Krieg, aber auch eine breite Unterstützung für diesen Waffengang vor allem in den USA zeigte die Widersprüchlichkeit dieses Unternehmens, welches mit einer vernichtenden Niederlage des irakischen Regimes endete. Nach dem Krieg ist vor den nächsten Krieg und Vergesslichkeit fördert den nächsten. Welche Lehren lassen sich also ziehen?

Angriff auf Bagdad

Der Militärschlag der USA gegen den Irak im März 2003 wurde damit begründet, dass dort massive Verletzungen des Völkerrechtes (Massenvernichtungswaffen, „Zusammenarbeit“ des Irak mit Al-Qaida) vorliegen würden. Beweise konnten bisher nicht geliefert werden. Später war die Absetzung von Saddam Husseins als grausamer Diktator ein weiterer Hauptgrund für den Militärschlag. Nicht vergessen werden darf aber der 11. September 2001, der ein Trauma der US-Politik darstellt.

Kriegsopfer

Als weitere inoffizielle Ursache rückt die Wirtschaft, speziell der Bereich der US-Energieversorgung ins Blickfeld. Für die US-Wirtschaft spielen Erdgas und -öl eine besonders große Rolle. Trotz zahlreicher Stromausfälle in der Vergangenheit werden weder die privatisierte, marode Infrastruktur verbessert (hohe Energieverluste), noch alternative Möglichkeiten der Energiegewinnung in Angriff genommen. Doch auch die Wahlkampfunterstützung von George W. Bushs durch die texanischen Ölkonzerne ist nicht ohne Folgen geblieben, denn der Militärschlag war auch im Sinne der heimischen Ölindustrie. Die Übernahme der irakischen Ölquellen war von erheblicher Bedeutung, denn so hatten die US-Ölkonzerne günstige Wettbewerbsbedingungen gegenüber Erdölkonzerne aus Frankreich, Italien und China. Es ist ebenfalls zu bemerken, dass viele Minister der Regierung Bush selbst Spitzenmanager dieser Energiekonzerne waren oder zumindest in engem Kontakt zu ihnen standen.

US-Regierungsmitglieder

Natürlich würde der Besitz und die Kontrolle der Ölquellen im Irak eine wirtschaftliche Stabilisierung in den Vereinigten Staaten bedeuten. Das ist allerdings nicht besonders verwunderlich, wenn man bedenkt, dass bereits über die Hälfte aller weltweiten Erdöl-Ressourcen verbraucht sind. Außerdem sind die USA der weltweit größte Abnehmer von Erdöl. Ihre eigenen Erdölvorkommen gehen zur Neige bzw. sind nicht konkurrenzfähig abbaubar (Ölschiefer). Damit ist der Erdölimport aus anderen Ländern politisch und wirtschaftlich von essentieller Bedeutung und die Sicherung von Energie steht im Mittelpunkt der amerikanischen Handels- und Außenpolitik.

Die Gefahr auf dem Energiesektor

Der Irak besitzt die zweitgrößten Ölreserven der Welt. Da die anderen Öllieferanten der USA wie z.B. Saudi-Arabien politisch recht instabil sind und Konflikte eines Tages dafür sorgen könnten, dass der Ölhahn zugedreht wird, benötigen die USA politische stabile Erdölregionen. Der Irak ist dafür das geeignete Zielobjekt („Schurkenstaat“ und Teil der „Achse des Bösen“). Ganz nebenbei erreichen die Vereinigten Staaten die erforderliche Vormachtstellung im Nahen Osten.

Internet-Polemik

Wie ernst es den USA mit ihrem Vorhaben war, erkennt man daran, dass sie blindlings gegenüber weltweiten Protesten, ohne UN-Mandat und ohne Beachtung von Warnungen, die auf das Problem einer Destabilisierung des gesamten Nahen Ostens und der damit verbundenen Gefährdung Israels hinwiesen, den Irak-Krieg befahlen. Das wirtschaftliche Interesse im Irak vor Augen zeigen die täglichen Angriffe von Freischärlern, der tägliche Tod von US-Soldaten und die immensen finanziellen Ausgaben (ca. eine Mrd. Dollar pro Woche), dass das Kriegsziel zwar erreicht, eine wirtschaftliche Friedensordnung aber nicht in Sicht ist und damit die kurzfristig anvisierten Wirtschaftsziele nicht erreichbar sind.

Aggressor oder Schutzmacht?

Fazit: Ökologie, Ökonomie und Politik, alles hängt zusammen