Nicht egoistisch handeln

Von unserem Redakteur Felix Fischer (29.01.2005 17:14)

Sein beruflicher Werdegang ist eng mit Kassel, seinen Bürgerinnen und Bürgern und Nordhessen verbunden. Dass er auch persönlich der Stadt und Region die Treue hält, zeigt jetzt seine Kandidatur. Er kennt die Stadt, er liebt sie – und längst ist der Einsatz für Kassel und die Region zu seinem persönlichen Anliegen geworden, so Orginalton Bertram Hilgen. Wir wollten uns den möglichen Oberbürgermeister aus der Nähe ansehen und zur Rede stellen.

Der Oberbürgermeisterkandidat der SPD, Bertram Hilgen

UO: Herr Hilgen, wir wollen zunächst einmal wissen, wo sie aufgewachsen sind.

Bertram Hilgen: In der Nähe von Fulda, in „Thal in der Rhön“. Dort war mein Vater Bürgermeister. Durch ihn bin ich dann auch mit 15 Jahren zur Politik gekommen, als ich den „Jusos“ beitrat. Nebenher war ich auf meiner Schule, der Winfriedschule, Oberstufensprecher von Klasse 11 bis 13.

UO: Warum wollen sie Oberbürgermeister der Stadt Kassel werden?

Bertram Hilgen: Als ich 1980 nach Kassel kam, erkannte ich, dass hier sehr viel liegen geblieben ist. Die Politik dieser Stadt enthält einfach keine weitreichenden Konzepte.

Er sieht sportlich aus, ist er wohl auch

UO: Eine kulturelle Auseinandersetzung war die Dokumenta-Treppe. Wie beurteilen sie den Abriss der „Treppe“?

Bertram Hilgen: Es ist meiner Meinung nach falsch, dass ein Mann, der das Volk vertritt, sich über Gesetze dieses Volkes hinwegsetzt. Deshalb fand ich die Anklage und das Strafverfahren als gerecht. Gerade diese Art und Weise des Abrisses, diese „Nacht und Nebelaktion“, war von Grund auf falsch!

UO: Wenn sie Oberbürgermeister sind, was wollen sie verändern?

Bertram Hilgen: Dann wird es den Bürgerservice geben. Bei einem Umzug ist es dann möglich alles „aus einer Hand zu bekommen“, das heißt, dass ich meine Formalitäten, wie zum Beispiel die Ummeldung von Gas-, Wasser- und Stromanschluss oder die Veränderung der Adresse im Personalausweis von einem Amt im Rathaus erledigen lassen kann. Dieses Amt hat dann auch Samstags geöffnet. Der Bürger hat somit die Möglichkeit, diese aufwändigen Angelegenheiten von Amtspersonen erledigen zu lassen und muss nicht einmal einen seiner Urlaubstage opfern. Dasselbe Prinzip soll auch für Firmen gelten, eventuell ein Grund für diese, sich in Kassel anzusiedeln.
Weiterhin soll die Gebühr für Kindergärten entfallen, damit junge Familien nicht in die Gefahr laufen, sich keinen Kindergartenplatz leisten zu können. So bekommen vor allem aber junge Mütter die Chance, ihre berufliche Karriere nicht ganz aufgeben zu müssen.

Seine Wahlplakate sind nicht SPD-rot, sondern eher FDP-blau: Hartz IV lässt grüßen

UO: Was wollen sie hinsichtlich der Bildung verändern?

Bertram Hilgen: Erst einmal ist Bildung und Ausbildung ganz zentral wichtig für Kassel und Deutschland. Ich wünsche mir daher im Schulwesen mehr Zusammenarbeit zwischen Stadt und Land. Um den Schülern ein optimales Lernen zu ermöglichen, muss ich den räumlichen Zustand der Schulen verbessern. Außerdem bin ich dem Gedanken der Ganztagsschule nicht abgeneigt und sehe darin die richtige Richtung für Kassel und Deutschland.

UO: Ist der Wahlkampf eigentlich anstrengend?

Bertram Hilgen: Oh ja! Bis zum Ende des Wahlkampfes habe ich rund 700 Termine abgehalten – Interviews, Öffentlichkeitsarbeit usw. Außerdem habe ich ja „nebenbei“ einen Betrieb zu leiten mit immerhin 400 Mitarbeitern. Nach dieser Arbeit gehe ich dann noch von 18.00 Uhr bis 20.00 Uhr „von Tür zu Tür“ um mit den Menschen zu reden, um ihnen meine Ziele als Oberbürgermeister zu erläutern.

UO: Wie erholt man sich nach solch einem Tag?

Bertram Hilgen: Momentan habe ich keine Zeit für Entspannung. Wenn ich nicht gerade arbeite, esse ich etwas und Irgendwann „schreit“ auch mein Körper nach Schlaf. Das ist meine einzige Art mich entspannen zu können, essen und schlafen.

Zentrales Wahlkampfthema Nr. 1

UO: Haben sie in Kassel einen bestimmten Ort, an den sie sich gerne zurückziehen?

Bertram Hilgen: Im Sommer setze ich mich sehr gerne an die Orangerie. Es ist schön, die jungen Menschen zu beobachten und die warme Abendsonne zu genießen.

UO: Gibt es ein Erlebnis aus ihrer Kindheit, an das sie sich noch gerne erinnern?

Bertram Hilgen: Früher habe ich in der Nähe eines Bahnhofes gewohnt. Und natürlich fühlte ich mich von den mächtigen Dampfloks stark angezogen, so wie jeder Junge- Also habe ich mich dort mit meinen Freunden getroffen um den Lokomotiven beim Rangieren zuzuschauen. Doch das Highlight war, als uns der Lokomotivführer fragte, ob ich nicht auch mal zu ihm auf die Lok steigen wolle. Ich willigte natürlich ein und bin von da an sehr oft beim Rangieren auf dem Führerstand mitgefahren.

Zentrales Wahlkampfthema Nr. 2

UO: Wenn sie drei Wünsche frei hätten, was würden sie sich wünschen?

Bertram Hilgen: Dann würde ich mir für meinen Sohn wünschen, dass er einen ordentlichen Beruf bekommt, würde ich mir für meine Familie Gesundheit wünschen und drittens… mal überlegen, … na klar, Oberbürgermeister werden!

UO: Haben sie eigentlich ein Lebensmotto, nach dem sie sich richten?

Bertram Hilgen: Leben und Leben lassen! Das bedeutet für mich nicht egoistisch zu handeln.

UO: Haben sie Vorbilder?

Bertram Hilgen: Nicht direkt, aber ich schätze Hans Eichel sehr, denn ich habe von ihm sehr viel lernen können.

Wie wird sich Kassel weiterentwickeln?

UO: Haben sie eine Lieblingsmusik oder -band?

Bertram Hilgen: Ich höre sehr gerne die Lieder von Udo Lindenberg und die von Katie Melua. Sie ist eine russische Sängerin, die wundervolle, bewegende Texte schreibt und singt.

UO: Und nun die letzte Frage: Wie muss ihrer Meinung nach eine gute Bratwurst sein?

Bertram Hilgen: Sie müsste ungefähr 25 Zentimeter lang sein, grob, trocken und gut durchgebraten sein.

UO: Nun wirklich die allerletzte Frage: Wo gibt es solch eine „Traumwurst“?

Bertram Hilgen: Am Dreiländereck, dort gibt es sie, die gute Thüringer Bratwurst.

UO: Wir danken Ihnen für das Gespräch.