Norma Jean Monroe – Marilyn, die Verführerin, das Sexsymbol und Fetischobjekt oder der Mythos über ein Filmidol lebt weiter

Von unserem Redaktionsleiter Ulrich Eichler (02.06.2001 18:56)

In keinem Spint eines amerikanischen GI-Soldaten fehlte das Bild von Marilyn Monroe. Niemand wird bestreiten, dass das Bild Marilyn Monroes, die 1962, zum Zeitpunkt ihres Todes, vielleicht die gefeiertste Frau der Welt war, eines der eindrücklichsten und nachhaltigsten Bilder aller Zeiten ist.
Heute würde sie 75 Jahre alt. Doch die vielen Bilder von ihr konservieren sie als eine ewig junge Verführerin.

Einst wurde sie der „süße Sexengel“ genannt. Diese treffende Umschreibung fängt die Widersprüche und Paradoxe ein, aus denen ihre Geschichte besteht: Unschuld eines verlassenen Kindes neben funkelnder Erotik, Weltoffenheit neben tiefer Verwundbarkeit.
Ihre Filmkarriere war kurz, doch hat sich von einigen tausend Metern Filmstreifen ein hervorragendes Mediengeschöpf herauskristallisiert, das die „einzige Blondine der Welt“ genannt wurde. Heute laufen ihre Filme endlos auf Video, in Millionen Haushalten hängen Reproduktionen ihres Porträts von Andy Warhol, und Freunde und Liebhaber auf der ganzen Welt schicken sich versteckte sexuelle Botschaften auf Postkarten, die ihr Porträt tragen. Das vergängliche Bild der Monroe, das mit großer Geschwindigkeit auf der Leinwand flimmert oder in der Vollkommenheit eines Studioporträts eingefangen ist, besitzt eine bemerkenswerte Anmut; dieser Charme hat viele Künstler angezogen, und die Anzahl der Werke, die sie darstellen, ist mehr und mehr angewachsen.

Andy Warhols standardisierte, fixierte Marilyn Monroe ist vielleicht ihr berühmtestes Porträt geworden, ein anschauliches Beispiel für Massenkunst. Doch zeigt diese zeitgenössische Ikone nur eine Seite ihrer Persönlichkeit, und sein automatischer, stets wiederholter Stil wurde durch andere Darstellungen der Monroe ergänzt. Die Tatsache, dass sie mit berühmtesten Männern wie John F. Kennedy oder Arthur Miller zusammen war, half ihrem einsamen „inneren Leben“ nicht weiter. Ihr trauriges Leben ließ die Bilder von der ewig strahlenden Verführerin zur Lüge werden.
Armselig, wenn am Schluss nur noch ein Stern im Pflaster des Hollywood-Boulevards übrig bleibt neben Grata Garbo, Clark Gable, Humphrey Bogart, James Dean u.v.a.. In den letzten Wochen ihres Lebens gab Marilyn dem Fotomagazin ein Interview: `Der Ruhm geht dahin, und so klebe wohl, Ruhm, ich habe dich gehabt. … Wenn ich morgens aufwache und meine Nase aus dem Fenster stecke, rufen die Straßenkehrer der 57. Straße mir zu: Hallo Marilyn, wie geht’s?“ Sehen Sie, das sind nette Menschen´.“

1962 – einige Wochen später lag Marilyn tot in ihrem Bungalow. Sie hatte das kalte Land nicht mehr länger ertragen können. Es heißt, sie wurde mit dem Telefonhörer in der Hand gefunden – mit wem sie sprechen wollte, konnten die Detektive nicht mehr herausfinden.
Der Deutsch-Rocker Udo Lindenberg veranschaulicht in seinem Song „Goodbye, Norma Jean“ auf seine Weise die Tragik der Marilyn Monroe.

Udo Lindenberg: Goodbye, Norma Jean (1979)

Goodbye, Norma JeanIch habe dich nie gekanntAls du gegangen bistDa war ich noch ein KindUnd jetzt frag‘ ich den Pförtner vom FilmatelierOb er mir sagen kannWo ich deine Spuren find‘

Oh, Norma Jean, du hast gelebtWie eine Kerze im rauen WindDeine zarte Haut verbrannte im heißen StudiolichtDu warst zu schwach für den Sturm
Der auf Hollywood-Bergen wehtIch hätte dich gern gerettetdoch ich kam viel zu spät!

Die Reklamebilder hoch oben über der FilmstadtHaben schon viel erschlagenDie stärker war’n als duAch, du hättest aus Stahl sein sollenDoch du warst nur aus Fleisch und BlutSelbst im Tode ließen sie dir keine Ruh‘

Und weiter wurdest du gejagtVon den geilen PressehundenUnd die Schlagzeile warMan hat dich nackt gefundenJa, du warst zu schwach für den SturmDer auf den Hollywood-BergenIch hätte dich gern gerettetDoch ich kam viel zu spät!

Goodbye, Norma JeanIch habe dich oft geseh’nVielleicht erinnerst du dichIch saß in Reihe zehnDer Junge mit den PickelnFür den du immer noch viel mehr bistAls irgend ein SexobjektDass man benutzt und vergisst

Oh, Norma Jean, du hast gelebtwie eine Kerze im rauen Winddeine zarte Haut verbrannte im heißen Studiolichtdu warst zu schwach für den Orkan
der auf Hollywood-Bergen wehtIch hätte dich gern gerettetdoch ich kam viel zu spät!

So gern hätt‘ ich dich gerettetDoch ich kam viel zu spät …