PRO Böhse OnkelzGehasst, verdammt, vergöttert(gekürzte Fassung)

Von André Dann, Katharina Koch und Sabine Römer (PRO Böhse Onkelz)

Zwei gegensätzliche Positionen haben in unserer Redaktion im letzten Jahr eine heftige Diskussion ausgelöst und unsere Redaktionsarbeit vorübergehend erheblich gestört. Es ging um die Gruppe „Böhse Onkelz“.
„Für mich sind die Böhsen Onkelz noch immer eine rechtsextreme Band. Ihre alten Texte wurden verboten, die neuen sind wohl massenkompatibel. (…)“
stand kontrovers zu
„Aber wenn man in unserem schönen Land einmal etwas falsch macht, nützen auch jahrzentelange Entschuldigungen und Aufklärungsversuche nichts mehr. (…)“

Auslöser war eine Angabe in den TOP TEN unserer UMLAUF-Homepage, in der der Besuch einer Onkelz-Veranstaltung sehr positiv dargestellt wurde. Da es zu vereinzelten Einsprüchen unserer Leserschaft kam, wurde diese Aussage von uns gelöscht. Dagegen gab es Proteste. In einer Redaktionssitzung wurde das Vorgehen gebilligt, auch in Zukunft „Reizworte“, die Protest hervorrufen, herauszunehmen, diese aber im Gegenzug umgehend inhaltlich von verschiedenen Seiten aus zu beleuchten (Pro/Contra) und die Ergebnisse – womöglich auch zugespitzt – unserer Leserschaft zu präsentieren.

Im Folgenden wollen wir die Pro-Position im üblichen Artikelumfang darstellen und auf Wunsch der Verfasser zusätzlich die umfangreiche, ungekürzte Original-Version über den angegebenen Link anbieten.

Am 25. November 1980 gründeten Stephan Weidner, Kevin Russel und Peter „Pe“ Schorowsky die Band „Böhse Onkelz“. Sie begannen – ganz im Stil der damaligen Zeit – als Punk-Band. Der Punk stand für Freiheit. Man sang über alles, was einen „ankotzte“. Der Name für ihre Punk-Band war bald gefunden! Sie schrieben ihn jedoch bewusst falsch, damit deutlich wurde, dass sie die Schule hassten. Instrumente konnten sie nicht spielen, aber sie trieben nach und nach das Equipment auf und probten intensiv.

Bald darauf kam Matthias „Gonzo“ Röhr nach Frankfurt, wo er Anschluss an die lokale Punk-Bewegung suchte. Stephan, Kevin und Pe waren von Gonzos Spielkünsten so begeistert, dass sie ihn unbedingt in ihrer Band dabei haben wollten. Er war der einzige Punk, der sein Instrument beherrschte und erstmals Musik in die Band brachte. Ihre Musik wurde langsam aber sicher immer professioneller.

Mit der ursprünglich klassenorientierten Skinhead-Bewegung wechselten die Onkelz ihr Erscheinungsbild und entschlossen sich „Oi-Punks/Skins“ zu werden. Das hieß: Haare kürzer, Bomberjacke, mehr Verantwortung für das eigene Leben und vor allem Spaß haben. Zu dieser Zeit entstand z.B. das Lied „SS-Staat im Staate“, ein provokanter Antinazi-Song.

Ab 1982 wurde in Deutschland die Punk-Szene in die politisch linke Ecke gedrängt und die Skinheads „rechtsradikal“ unterlaufen. Die Folge: Die Böhsen Onkelz distanzierten sich 1985 von der Skinhead-Szene. In Berlin-Wedding hatten sie ihren letzten Auftritt als „Skin-Band“ durch ein Schlüsselerlebnis: Sie spielten in einem alten Bunker vor gut 200 Kahlköpfen, die lautstark „Onkelz, Onkelz“ und mit gehobenem rechten Arm „Deutschland den Deutschen“ und „Ausländer raus“-Parolen brüllten. Die Skinhead-Szene hatte ihre Seele verkauft, als sie damit begann, auf sozial Schwächeren herumzuhacken.

1984 wurde ihr Album „Der Nette Mann“ wegen angeblichen „gewaltverherrlichenden und nationalsozialistischen Inhalten“ von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften indiziert. Der Hauptfaktor der Indizierung war das Lied zum Albumtitel, in dem aus der Ich-Perspektive die Gräueltaten eines Kindermörders besungen wurde. Die Bundesprüfstelle interpretierte diesen Song als Votum für alle Kindermörder und Päderasten. Auch das Fußballlied „Frankreich 84“ des Albums wurde indiziert. Neben missverstandenen Worten, gab es ganze Sätze wie „…zerschlagt den anderen das dumme Gesicht…“, die die Antragsteller frei erfunden hatten.

1985 erschien ihr zweites Album „Böse Menschen, böse Lieder“. Von da an hatten sie auch über Frankfurts Grenzen hinaus wachsenden Erfolg. Seitdem wurde kein einziges Album der Onkelz mehr indiziert. Bei ihren Konzerten kamen jedoch immer noch sowohl Skins als auch Punks: Die Fans der Böhsen Onkelz hatten sich also größtenteils nicht von ihrem Wandel beeindrucken lassen. Was die Presse jedoch sah, waren ausschließlich die rechts gesinnten Fans mit erhobenem Arm. Sie sahen nicht die Band, die sich eindeutig gegen jede Form von politischen Extremen auflehnte.

Einige Beispiele für die eindeutige Distanzierung von rechts sind die Lieder „Deutschland im Herbst“ von 1993 („Weißes Album“), „Ich“ von 1995 („Hier sind die Onkelz“) sowie „Ohne mich“ von 1998 („Viva Los Tioz“), in dem es eindeutig heißt:

„…Und hier ein paar Worte an die rechte Adresse:
Leckt uns am Arsch, sonst gibt’s auf die Fresse!
Ich hasse euch und eure blinden Parolen!
Fickt euch ins Knie, euch soll der Teufel holen!
Ihr seid dumm geboren, genau wie ich.
Doch was ich lernte, lernt ihr nicht!
Ihr seid blind vor Hass, dumm wie Brot.
Ihr habt verschissen, eure Führer sind tot!…“.

Böhse Onkelz in Concert

Die Onkelz waren zudem in unzähligen Talk-Shows zu Gast, u.a. auch bei Boulevard Bio, und kämpften jedes Mal darum, ihr „rechtes Image“ durch Aufklärungsarbeit zu beseitigen. Leider haben die Medien nicht an den Wandel der Onkelz geglaubt, so dass diese sie auch heute noch oft als „rechte Band“ abstempeln, ohne dass man dies hinterfragt. Auch Anzeigen der Onkelz in Zeitschriften mit den Slogans „Wir verurteilen rechten wie linken Terror, Gewalt gegen Minderheiten, Rassismus, Intoleranz“ usw. halfen nicht, ihren Wandel gegenüber den Medien glaubhaft zu machen. Die Onkelz haben während ihrer nunmehr über 20-jährigen Bandgeschichte leider mehr voreingenommene Berichterstattung erleben dürfen als gut recherchierte Artikel.

Kaum eine andere Band unternimmt mehr für Opfer rechter Gewalt als die Onkelz! Hinzu kommen Merchandising-Produkte, die Kindern der dritten Welt helfen sollen. Onkelz-Konzerte gehören zu den meistbesuchten Konzerten in ganz Deutschland und das nicht grundlos. Wer einmal die Band miterlebt hat, bleibt ihr treu. Und wer meint, dass auf diesen Konzerten viele Rechte mit erhobenem Arm stehen würden, der irrt sich gewaltig.

Wer abschließend unsere Argumentation nicht nachvollziehen kann, kann weitere Einzelheiten durch uns erfahren. Als Ergebnisse möchten wir festhalten, dass die Onkelz keine rechtsradikale Band sind. Die Argumente dafür sind u.E. deutlich zahlreicher als die Gegenargumente, so dass wir mit ruhigem Gewissen das nächste Konzert der Onkelz in Kassel am 06.06.2002 besuchen werden.