Von unserer Redakteurin Kim Kraft (05.05.2009)
Seit dem Zeitalter der Aufklärung kämpfen Frauen um ihre Rechte. Aber wie viel Gleichberechtigung gibt es im 21. Jahrhundert? Wie sieht es um die Chancengleichheit im deutschen Schul- und Berufsleben aus?
![]() |
Frauen in Deutschland fordern: „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit!“ |
Wenn es um die Notenvergabe einiger Lehrer geht, runzeln viele Jungs die Stirn und schieben die Bewertung auf den Vorbau der benoteten Schülerin. Aber auch den Mädchen fällt auf, dass sie bei einigen Lehrern weniger leisten müssen als ihre Klassenkameraden. „Es ist wirklich so, dass man bei einigen Lehrern keine Gleichberechtigung erfährt. Aber es ist Lehrerabhängig“, so Sabrina Gombert, Schülerin der Jahrgangstufe 12. Nicht nur Lehrer, sondern vor allem auch fachabhängig findet es Jana Block: „Bei Naturwissenschaften denken die Lehrer, das Jungs mehr drauf haben.“
![]() |
|
Red Purse – die rote Tasche steht für die roten Zahlen in den Geldbörsen der Frauen |
Sobald es allerdings ins Berufsleben geht, ändern sich die Positionen und plötzlich haben Männer klar den Vorteil auf ihrer Seite. Sowohl in Sachen Bezahlung als auch in Sachen Aufstiegschancen ist noch längst keine Gleichberechtigung zu erkennen. Die Entgeld-Ungleichheit zwischen Männern und Frauen liegt nach jüngsten Angaben bei 23%. Aufgrund dieser Ungerechtigkeit wurde der internationale Aktionstag Equal Pay Day letztes Jahr auch bei uns in Deutschland eingeführt. BPW Germany (Businesss and Professional Women Germany e.V.) führte bereits 2007 den Red Purse Day ein, ein Symbol für die roten Zahlen in den Geldbörsen der Frauen. Diese zwei Aktionstage, die ursprünglich aus den USA stammen, fanden dieses Jahr am 20. März statt. Dieser Tag markiert den Zeitraum, den Frauen mehr arbeiten müssen um auf das Gehalt ihrer männlichen Kollegen des Vorjahres zu kommen. Genau wie der Weltfrauentag nützen diese Tage aber nichts, wenn an den restlichen Tagen des Jahres keine Gleichberechtigung herrscht.
Ein Grund für die geringeren Aufstiegschancen einer Frau sind biologische bedingt. Die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft und somit einer längeren Arbeitspause schrecken viele Arbeitgeber ab. Dazu kommt die Mutterschutzfrist, in der der Frau weder gekündigt werden darf und in der sie auch weiterhin von ihrem Arbeitgeber einen Teil ihres Lohnes erhält.
![]() |
|
The Equal Rights Amendment |
„Es ist nun mal so, dass Männer nicht schwanger werden können! Außerdem sagt die Bundesregierung doch ständig, dass wir mehr Leute brauchen“, argumentiert Sabrina Gombert. Viele Frauen stecken genau wegen diesen Fakten in einem Zwiespalt, entweder Beruf oder Familie. Beides ist nur schwer zu vereinbaren, auch wenn die Bundesregierung versucht den Frauen den Einstieg zurück in die Berufswelt zu vereinfachen indem sie beispielsweise die Elternzeit eingeführt hat, die es beiden Elternteilen ermöglichen soll, sich sowohl an der Erziehung des Kindes zu beteiligen als auch ihren Beruf weiter auszuüben.
Um die ganze Sache der Gleichberechtigung auf den Punkt zu bringen: „Die Gleichberechtigung in Italien ist erst dann erreicht, wenn auch einmal eine total unfähige Frau in eine verantwortliche Position aufgerückt ist.“ (Agata Capiello, ital. Frauenrechtlerin, Turin)