Schlaflose Nachte mit Kamillentee

Von unserer Redakteurin Franziska Bebber (11.07.2004 19:43)

Gestern war der alles entscheidende Tag in meinem Leben. Die letzte Klausur stand in meinem Kalender – auch noch in der ersten Stunde und gerade Mathe. Schlimmer konnte es kaum noch kommen. An dieser Arbeit hing meine Versetzung. Schon seit Tagen konnte ich kaum noch einschlafen. Am Abend vor der Klausur war es besonders schlimm – bis halb zwei lag ich wach und meine Gedanken kamen nicht zur Ruhe.

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„Was ist, wenn ich nicht versetzt werde!“, „Womit kann ich ausgleichen!“ Kann ich überhaupt ausgleichen“, „Wie sage ich es meinen Eltern!“, „Wie werden sie reagieren!“, „Werde ich die Schule wechseln müssen.“

Nach einer Tasse Kamillentee und einem letzten Blick in mein Matheheft fiel ich endlich in den Schlaf. Aber es war leider kein schöner Traum, der im Schlummerland auf mich wartete: es war der Albtraum, den ich noch nicht einmal meinem schlimmsten Feind wünschen würde.

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Ich sah mich selbst schon während der Klausur. Ich wusste, ich würde es nicht schaffen und die Arbeit voll in den Teich setzen. Dann würde ich nicht versetzt werden und von der Schule fliegen. In meiner Vorstellung sah ich mich selbst in einer Fußgängerzone sitzen, mit einer Sammelbüchse vor mir und einer Blockflöte in der Hand. Alle Passanten würden lachen und hinter der Hand tuscheln über den Versager, der die Schule nicht geschafft hat und sich schon morgens um 10 Uhr an eine Bierdose klammert.

Das Weckerklingeln am nächsten Morgen war schon fast eine Erlösung aus diesem schlimmen Traum. Aber es wäre alles gut gewesen, wenn es nicht der Klausurmorgen gewesen wäre! Meine Angst war immer noch da und auf der Fahrt zur Schule wurde es von Sekunde zu Sekunde schlimmer. Mit zittrigen Händen, wackligen Knien, Schweißausbrüchen und Bauchschmerzen kam ich in der Schule an.

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Die ganze Klasse war nervös und alle diskutierten über das Thema der Arbeit. Meine Güte! Ich war doch so schon aufgeregt genug. Als der Lehrer kam, stürzten sich alle wie die Raben auf die Plätze in der letzten Reihe. „Hoffentlich sind die Aufgaben zu verstehen“, dachte ich noch. Dann bekam ich das Aufgabenblatt.

Gestern wurde ich endlich erlöst von dem Bangen. Ich hatte es geschafft und habe sieben Punkte geschrieben! Jetzt werde ich doch versetzt und ich kann nachts wieder ruhig schlafen. Wie ein Stein fielen mir die Sorgen vom Herzen.

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Doch nicht alle haben so viel „Glück“ wie ich. Nicht alle schaffen es, die rettende Punktzahl zu erreichen. Doch was ist mit denen, haben sie einen „Plan B.“ Diana gehört zu denen, die nach den Sommerferien auf eine andere Schule gehen werden. Sie hat ein Hauptfach unter 5 Punkten, das sie nicht ausgleichen kann. Bei vielen anderen sind es auch „nur“ Nebenfächer, die dann ausschlaggebend sind.

„Zum Glück werde ich nicht von meinen Eltern unter Druck gesetzt. Sie finden es zwar schade, dass ich die Schule verlassen muss, aber sie unterstützen mich weiterhin, indem sie versuchen mir neue Möglichkeiten aufzuzeigen“, sagt sie. „Leider sehe ich dann meine Schulfreunde und Klassenkameraden nicht mehr so oft.“

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