Schuluniform

(15.06.2001 17:14)

Immer wieder kommt sie ins Gerede – die Schuluniform. Im Rhythmus von zwei Jahren wird über die Einführung einer Schuluniform nachgedacht. Ist die Schuluniform nur ein Thema, dass von den Zeitungen gerne als Lückenfüller benutzt wird oder ist das Thema wirklich so wichtig, dass sich die Diskussion lohnt?

Welche Ziele und Erwartungen stehen hinter der Einführung einer Schuluniform? Immer wieder hört man Schlagworte wie „Konsumterror“ oder „Markenzwang“, die in Schule und Freizeit zu Konflikten unter den Jugendlichen führen und die man dadurch bekämpfen möchte. Soziale Unterschiede sollen verdeckt werden. Denn in den Augen der Politiker ist die heutige Jugend dermaßen „markengeil“, dass angeblich jeder, der ohne „Fubu“- oder „Southpole“-Hose in der Schule erscheint, gleich bis aufs äußerste gehänselt, ausgegrenzt oder von der Gruppe ausgeschlossen wird.Scheinbar werden nicht die Menschen, die in der Kleidung stecken, sondern umgekehrt die Kleidung, in der die Menschen stecken, geachtet.
Aber entspricht das tatsächlich der Wahrheit und – falls ja – können wir mit einer Schuluniform dagegen angehen? Ist das Tragen von zwangsverordnetem Ist „Einheitsblau“ wirklich eine wirksame Waffe gegen Markenzwang und Konsumdruck? Hier steht meines Erachtens eher ein Wunschdenken bzw. die Hilflosigkeit der Politiker dahinter, die keinerlei Möglichkeiten haben, Werbemechanismen und nachfolgenden Massenkonsum in geordnete Bahnen zu lenken.
Die Integration von Schülern ohne Markenkleidung in eine Klassengemeinschaft kann meines Erachtens nur dann durch eine Schuluniform erfolgen, wenn die Schüler ihre gemeinsame Zeit überwiegend in der Schule verbringen, wie es z.B. in Ganztagsschulen oder Internaten der Fall ist. Wenn sie sich außerhalb der Schule – zufällig oder nicht – häufiger treffen, brechen die Konflikte um so heftiger aus. Dann wird intensiver hinter dem Rücken getuschelt und binnen kürzester Zeit ist das „Schwarze Schaf“ ausgegrenzt.
Unsere Politiker scheinen immer wieder zu vergessen, wo es den größten Konsumdruck gibt: nicht in der Schule, sondern außerhalb, wo man in jeder Zeitschrift, an jeder Litfasssäule und an jeder Häuserwand, die sich dafür eignet, mit Werbung belästigt wird, von Funk und Fernsehen ganz zu schweigen. Im Grunde genommen ist die Schule sogar der Ort, wo man dem Konsumdruck noch am wenigsten ausgesetzt ist.
Die Befürworter von Schuluniformen führen immer wieder ein gewichtiges Argument an. In Modellversuchen in den USA konnte nach Einführung von Schuluniformen eine verringerte Kriminalitätsraten festgestellt werden. So hieß es im Schulbezirk von Long Beach, Kalifornien, dass nur noch blaue oder schwarze Kleidung und weiße Blusen bzw. Hemden in der Schule getragen werden dürften. Und tatsächlich konnte man nach einem Jahr einen Rückgang der Kriminalität um 36 Prozent feststellen. Aber man kann dieses Ergebnis meiner Meinung nach nicht einfach auf Deutschland übertragen. Jugendbanden sind in den USA ungleich ausgeprägter als in Deutschland. Während man in den USA schon Prügel bekommt, wenn man nur die Farben einer falschen Gang trägt, gibt es in Deutschland das Problem der Bandenbildung in diesem Ausmaß noch relativ selten.
Alles in allem sind Schuluniformen eine gut gemeinte Idee, aber in Deutschland zur Zeit noch nicht notwendig. Deshalb kann man meines Erachtens getrost die Finger von dieser Idee lassen.