(05.05.2001 19:40)
Online-Banking ist nichts Besonderes mehr. Seit Jahren managen Bankkunden ihr Erspartes vom Computer aus. Klopapier, Seife, Salat oder Fertigsuppen werden nicht mehr vor Ort im Supermarkt gekauft, sondern online geordert. Die Evangelische Kirche in Hannover setzte am vergangenen Donnerstag noch einen drauf und veranstaltete den ersten Gottesdienst per SMS.
Waren die Inhalte der SMS bisher nur Liebeserklärungen oder SmallTalk so zeigt uns die Evangelische Kirche in Hannover, dass man auch anderes per SMS verschicken kann
Begrüßung, Bibeltext, Predigt, Fürbitte und Segen. Amen. Man nehme 800 Zeichen in fünf SMS und fertig ist der mobile Gottesdienst. Virtuelle Sündenvergebung. Der sonntägliche Kirchgang wird zum Auslaufmodell. Und überhaupt, warum auf unbequemen Kirchenbänken begleitet von Orgelmusik den kirchlichen Segen empfangen, wenn es viel bequemer auf der Couch beim Fernsehen möglich ist? Kaum Jugendliche haben mehr Zeit zur Kirche zu gehen und deshalb kommt die Kirche zu den Jugendlichen- auf einem kleinen Handydisplay.
Menschliche Entfremdung auf höchstem Niveau. Die von der schwachen Konjunktur angeschlagene Handyindustrie hat den neuen Trend angeblich längst erkannt und mit der Zubehörproduktion begonnen, um so den Weg aus der Konjunkturkrise zu finden. Nach noch unbestätigten Informationen planen die Mobilfunkanbieter Handys mit integriertem Weihwasserspender. Außerdem werden angeblich Telefone mit sakralem mp3-Player entwickelt, um den richtigen Orgelsound für unterwegs zu gewährleisten.
Noch in der Testphase befindet sich ein Adapter zur Handauflegung für die mobile Beichte. Auch der Klingelbeutel wird wohl bald ausgedient haben. Neu eingerichtete WAP-Portale sollen eine schnelle und unproblematische Kollekte ermöglichen, egal, ob aus der Straßenbahn, aus der Disco oder aus der Sauna. „Wir wollen dich erreichen. Wir wollen uns kurzfassen. Wo immer du bist. Du bist auf Empfang. Gott ist dabei.“ erklärt ein Sprecher der evangelischen Jugendgemeinde Hannover. Na dann, halleluja!