von unserem Redakteur Henning Engelbrecht (29.03.2011)
Wut, Stress, Verzweiflung – diese Gefühle beherrschen zurzeit Deutschlands Bahnhöfe: Die Lokführer streiken und legen damit weite Teile des Personen- und Güterverkehrs lahm. Zwar sind Kassel und Umgebung nicht betroffen, doch stellt sich Frage, ob das denn nun wirklich schon wieder notwendig ist.
Streik – mal wieder. Wenn die Lokführer in Deutschland die Arbeit niederlegen, geht nichts mehr. An einem einzigen Tag befördert die Deutsche Bahn so viele Passagiere wie die Lufthansa in einem ganzen Jahr. Doch scheinen genauso zahlreich die Stör- und Ausfälle im Zugverkehr zu sein. Egal ob die Klimaanlage ausfällt oder Achsen brechen, das Winterwetter zu stundenlange Wartezeiten und Ausfällen führt, mit dem Zug zu reisen hatte in der letzten Zeit so seine Tücken.
Klare Ansage: Streik! |
Jedoch wird niemand bestreiten, dass ein Streik ein legitimes Mittel ist, um die Interessen der Arbeitnehmer durchzusetzen. Aber gerade diese werden angezweifelt. Die Lokführergewerkschaften GDL ist besonders daran interessiert, ihre Forderungen detailgetreu umzusetzen. Bis vor kurzem verweigerte sie sogar die Verhandlungen, doch mittlerweile scheint auch die GDL wieder an einer schnellen Lösung interessiert.
Aber worin bestehen eigentlich genau die Forderungen? Zunächst sollen alle Lokführer, egal ob sie bei der Deutschen Bahn oder einem privaten Unternehmen beschäftigt sind, zum gleichen Tarif entlohnt werden. Zusätzlich verlangen sie eine Lohnerhöhung von 5%. Außerdem soll es in Zukunft keinen Unterschied mehr machen, in welchem Bereich (Fern-, Nah- oder Güterverkehr) die Lokführer beschäftigt sind.
Reichen diese Gründe aus? Denn von einem auf den anderen Tag die Arbeit niederlegen bedeutet für die 6,5 Millionen Fahrgäste, die täglich auf den Zugverkehr angewiesen sind, ein schweres Problem. Missbrauchen die Lokführer und ihre Gewerkschaften also ihre enorme Macht? Darüber spalten sich die Geister: „Durch ihren großen Einfluss können die Lokführer höhere Gehälter förmlich erpressen. Ich finde, sie sollten vorsichtiger mit solchen Streiks umgehen, um das Wohlwollen der Bevölkerung nicht zu verlieren“, erklärt Yonis Mohamoud aus der E01 seine Perspektive. Außerdem wächst in der Öfftlickeit der Ärger und die Meinung, die Lokführer würden für einen Ausbildungsberuf schon außerordentlich gut bezahlt. Rat sucht man im Vergleich zu anderen Ländern. Dabei sticht besonders Frankreich heraus, wo den Lokführern schon seit einigen Jahren Sonderrechte zugestanden werden und es trotzdem noch zu Streiks kommt.
Chaos auf den Bahnhöfen |
Letztendlich bleibt es jedem selbst überlassen, ob er oder sie die Beweggründe der GDL und ihrer Mitglieder versteht und nachvollziehen kann. In Zukunft erhoffen sich wohl alle Parteien ein besseres Miteinander, insbesondere die Fahrgäste – damit am Goethe-Gymnasium nicht bald wieder eine bekannte Erklärung herangezogen wird: „Meine Bahn ist ausgefallen.“