US-Präsidentschaftswahlen 2000

(15.11.2000 18:48)

Seit Dienstag läuft der wohl spannendste Politthriller aller Zeiten im Fernsehen. Die US-amerikanische Produktion trägt den vielversprechenden Titel „Präsidentschaftswahlen 2000“ (Originaltitel „USA Elections 2000“). Ein Film voller Hochspannung, Nervenkitzel und immer wieder überraschenden Wendepunkten. Es ist Dienstag Abend. Mitternacht. Ich liege in meinem Bett und schaue noch ein paar Minuten TV. Es läuft der erste Teil eines Thrillers. Die Story: Zwei Politiker, Al Gore von den Demokraten und George Bush von den Republikanern, wollen Präsident werden, doch der Weg dahin ist voller Hindernisse. Stimmungsschwankungen bei den Wählern, mal liegt Gore vorne, dann Bush und dann wieder Gore.

Der erste Wendepunkt der Geschichte ereignet sich in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch. Der anonyme Autor des Drehbuchs lässt den Staat Florida trotz aller Hochrechnungen, die für Gore waren, an Bush gehen. Den ganzen Staat? Ja. Denn dies ist der einzige Schwachpunkt des Wahlrechts der USA, aus dem das Werk auch seine ganze Spannung bezieht. Die Stimmen werden nicht für die ganzen USA gewertet, sondern Staat für Staat. Wer in einem Staat gewinnt, bekommt die Stimmen aller Wahlmänner dieses Staates, deren Anzahl sich nach der Bevölkerungszahl richtet.

Doch kurz nachdem die Wahl entschieden scheint, erreicht die Handlung ihren nächsten Höhepunkt. Da der Unterschied in der Anzahl der Stimmen weniger als 0,5 Prozent beträgt, muss neu ausgezählt werden. Damit sich die Spannung noch weiter steigern kann, hat man den Ausgang der Wahl an das Ergebnis der Neuauszählung gebunden. Kurzum: Wer Florida gewinnt, ist Präsident.

Wer jetzt denkt, diesem Spektakel ginge nun die Luft aus, hat sich getäuscht. Es werden ungültige Stimmzettel in vier Counties gefunden; insgesamt geht es um 1,8 Millionen Wählerstimmen. Außerdem wird der Abstand zwischen den Kandidaten immer enger. In ganz Florida hat Bush nur 327 Stimmen mehr als Gore.

So weit, so gut. Doch der Film ist längst nicht zu Ende. In circa einer Woche kommt der große Showdown. Wenn alle Briefwähler ausgezählt und auch die „Oversea Absentee“ Stimmzettel der US-Soldaten in der ganzen Welt (zum Beispiel im Kosovo), die ebenfalls zu Florida gezählt werden, ausgewertet sind.
Eine Fortsetzung ist auch schon geplant. Gore wird die Wahl anfechten. Man darf also gespannt bleiben….