Von Kurden und Türken

Tim Schaale-Freyth und Özlem Isikalp (03.12.2007)

Seit einigen Wochen droht der anhaltende Konflikt zwischen Kurden und der Türkei wieder zu eskalieren. Die Türkei droht in den Nordirak einzumarschieren um PKK Stützpunkte zu vernichten. Die Kurdische Arbeiterpartei sagt, sie sei für den Kampf bereit und greift ihrerseits türkische Soldaten an, die an der Grenze zum Irak aufmarschieren.

 

PKK-Kämpfer auf ihrem Marsch

 

Vom Hass, mit dem dieser Konflikt ausgetragen wird, bekommen Deutsche nur wenig mit. Oft kann man gar nicht zwischen Kurden und Türken unterscheiden. Es ist auch keine Seltenheit, dass Türken und Kurden befreundet sind. „Meine Freund und ich haben keine Probleme mit Kurden,“ erzählt Cem E. aus der 11 Klasse. „Schon seit dem Kindergarten bin ich mit Kurden befreundet und das wird sich auch nicht ändern. Natürlich kennt man auch Türken und Kurden, die überhaupt nichts miteinander zu tun haben wollen.“ Das waren früher oft ältere Immigranten, aber seit türkische Soldaten im Kampf gegen die PKK sterben, wächst der Hass auch unter den Jugendlichen. Immer mehr junge Türken nehmen an Demonstrationen gegen die PKK teil. Auch hier in Kassel gab es letzte Woche eine Demo. „Ich war nicht da,“ berichtet Cem. „Solche Demos enden meist damit, dass gegen Kurden gehetzt wird. Und sie sind nicht unsere Feind. Die PKK schon.“

 

 
Siedlungsgebiet der Kurden
 

Dass immer weniger junge Türken so denken, kann man daran erkennen, dass sich aus einer Demonstration gegen die PKK schnell eine Anti Kurdistan Demo entwickelt. Wie zuletzt auch in Frankfurt sind vor allem Mitglieder oder Sympathisanten der türkisch-ultranationalistischen Grauen Wölfe dran beteiligt, aus einer Friedensdemo ein Sprachrohr für ihre rassistischen Parolen zumachen.

Viele türkische Jugendliche sehen es als Pflicht an, nach der Beendung ihrer Schulzeit ihren Militärdienst in der Türkei anzutreten, vor allem jetzt, da sich ein türkischer Waffengang abzeichnet.

Auf der anderen Seite wird ähnlich vorgegangen. Kurdische Kulturvereine rufen zu Kundgebungen auf, die anfangs unter dem Slogan „Ein friedliches Kurdistan“ stehen. Doch sofort sind PKK Mitglieder und Sympathisanten in der Menge und rufen antitürkische Kampfparolen.

 

Die verschiedenen radikalen Organisationen nutzten die Verbundenheit der Jugendlichen zu ihrer Herkunft aus, indem die andere Seite als Schuldiger, als Kriegstreiber und Verbrecher dargestellt wird. „Türken und Kurden sind zwar unterschiedliche Völker, aber sie leben in einem Land und sollten auch als eine Nation agieren! “ erzählt Cem.

Im Moment sind die Fronten verhärtet. Nicht nur die zwischen der Türkei und der PKK, sondern auch die zwischen Kurden und Türken. Da es zu wenige gemäßigte Organisationen gibt, die das Miteinander von Türken und Kurden fördern, ist es noch ein langer Weg bis zum Frieden.